….und zurück

Nun geht es also nicht mehr nach Stes. Maries, sondern an die Côte d’Azur ins allseits beliebte Ramatuelle, nur ein paar Kilometer von St. Tropez entfernt. Hier waren wir zuletzt im Frühjahr 2019 und damals war nicht zu viel los. Jetzt ist der Platz bereits gut gefüllt, nach ein wenig Sucherei finden wir jedoch ein annehmbares Plätzchen. Schatten gibt es hier sowieso so gut wie keinen, also ist es wichtig, nicht zu eingeklemmt zu stehen, um wenigstens gut durchlüften zu können. Von der Wohnraumtür aus haben wir sogar Meerblick! Am nächsten Tag machen wir einen Rollerausflug über den Col de Paillas mit seinen schönen Windmühlen nach Cogolin.

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Es ist das lange Wochenende um Himmelfahrt und entsprechend ist viel, sehr viel los hier. Anstehende lange Wochenenden verbringen wir in Frankreich gerne auf Plätzen außerhalb der Städte, denn Franzosen feiern gern ausgiebig und nicht immer leise. Also bleiben wir bis zum Sonntag. Was erleben wir bis dahin? Da die unwissenden Camper gern ihren Abwasch und/oder Lebensmittelreste vor dem Mobil stehen lassen, stromern immer wieder Wildschweine über den Platz. Das ist nicht ungefährlich, für die naiven Städter allerdings eine Riesengaudi – in den sozialen Netzen muss es eigentlich von Nahaufnahmen (!) der Tierchen nur so wimmeln! Außerdem wird jeden Tag von exakt 17 bis 19 Uhr vor unserem Auto von einer hoch motivierten „Seniorengang“ Boule gespielt – und zwar professionell mit Zollstock, Wischtuch und magnetischen Kugelaufhebern, denn mit dem Bücken klappt es bei den Herren nicht mehr so gut.

Außerdem machen wir noch eine Wanderung zum Cap Camarat auf dem harmlos klingenden „Sentier litoral“, also Küstenweg. Eigentlich hätte es korrekt „Enger Klettersteig an der Steilküste mit teilweise beängstigenden Passagen“ heißen müssen – war wohl zu lang! Ich konnte wieder einmal üben, meine Höhenangst einigermaßen in Zaum zu halten und wir durften uns über Touristen wundern, die mit Flipflops und kleinen Kindern unterwegs waren!

Einmal waren wir in St. Tropez – kein weiterer Kommentar oder doch: Hier kann man eindrücklich sehen, wie weit inzwischen die Schere zwischen arm und reich klafft!

Am Sonntag geht es endlich weiter. Wir planen eine ruhige Autobahnfahrt bis in die Nähe von Arles, aber den Franzosen steigt scheinbar die Hitze und das lange Wochenende zu Kopf: Google meldet allein kurz vor Aix vier (!) Unfälle, kann aber keine vernünftige Umleitung empfehlen. Nun ist meine Kathrin dran und mit einer navigatorischen Meisterleistung über kleine und kleinste Straßen mitten durch engste Dörfer schaffen wir es in knapp vier Stunden auf den wunderschönen und fast leeren Stellplatz von Fontvielle. Wir besetzen einen schönen und schattigen Stellplatz auf dem wirklich großzügigen Gelände. Nach einem Spaziergang durch den Ort sehen wir noch den Boule-Spielern zu – 34 Boulebahnen und alle sind am heutigen Sonntag besetzt!

Von jetzt an geht es wieder nach Nordwesten. Wirklich lohnende Sehenswürdigkeiten sind die „Gorges de la Vis“ mit den „Cirque de Vissec“ und  „Cirque de Navacelles“, zwei ehemaligen Flussschleifen. Der Fluss hat sich inzwischen einen anderen Weg gesucht, aber der durch ihn entstandene Canon mit den Schleifen (Cirques) ist besonders von oben sehr sehenswert, denn der Boden spendet immer noch Feuchtigkeit und ist so entsprechend grün.

Wir fahren mit dem Roller die schmale Serpentinenstraße mit 14 % Gefälle hinunter zum Canon und den alten Wassermühlen. Was unserem Roller aber weniger gefällt ist der ebenso steile Anstieg auf der anderen Seite und zum ersten Mal seit neun Jahren (seither haben wir ihn!) leuchtet kurz vor dem Steigungsende die Kühlwasserkontrollleuchte – zum Glück geht es von da an bergab!

Nun hat uns die nächste, also dritte Hitzewelle erreicht – so viel zu meinem vierten Wunsch. Der dritte hat sich sowieso schon lange erledigt, da wir uns inzwischen auf einer ganz neuen Route bewegen und an „unseren“ Weingütern gar nicht mehr vorbeikommen! Wir machen auf der Weiterfahrt Fotostopps unter und später über dem berühmten „Viaduc de Millau“.

Da in ein paar Tagen Pfingsten ist, sind leider einige Stellplätze komplett von Schaustellern belegt und so dauert es ein wenig, bis wir auf einem schnuckeligen Platz an der Lot für heute Schluss machen – zum Glück im Schatten.

Da Pfingsten naht, beschließen wir, die Feiertage am Lac du Causse zu verbringen. Da der Stellplatz wieder einmal nix ist, wollen wir auf den terrassierten und mit jeder Menge Seeblick gesegneten Camping Municipal, der mit ACSI wieder nur 12 € pro Nacht kostet – inklusive Strom, Dusche, Ver- und Entsorgung! Wir stehen um 12.45 Uhr am Eingang, leider ist noch bis 15 Uhr Mittagspause. Also ab in den Schatten und in Ruhe warten – irgendwie ist das aber heute nichts für meine Kathrin; sie bekommt einen „Aktivitätsschub“: Zuerst erkundet sie das gesamte Gelände, dann reinigt sie Fenster und das gesamte (!) Dach vom Blattlausklebkram, den wir gestern unter den Bäumen eingesammelt haben. Schließlich bewaffnet sie sich noch mit dem Staubsauger und „fegt“ durch den gesamten Innenraum. Was bloß hat diese Frau vom Wort „Mittagspause“ nicht verstanden? Um 15 Uhr stehen wir auf einem schönen, erhöhten Terrassenplatz (nicht unter „Blattlausbäumen“!) mit Seeblick.

Am nächsten Tag ist „Wäsche“ angesagt, außerdem machen wir eine Besichtigungstour nach Breve – eine schöne Altstadt mit viel typisch französischer Atmosphäre!

Am Pfingstsonntag machen wir einen kleinen Spaziergang um den See. Gestern haben wir eine Menge Feierstimmung am öffentlichen Strand wahrgenommen, heute treffen wir auf ein Resultat des „ungestümen“ Übermuts: Ein Mazda Cabrio MX 5 steht im See – da hat wohl jemand den Begriff „Strandstraße“ zu wörtlich genommen. Typisch unaufgeregt wird damit umgegangen: Viele Fotografen, keine Polizei oder Feuerwehr, keine Absperrungen oder Ölbarrieren, nicht einmal ein mickriges Flatterband…shit happens!

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In den nächsten Tagen besuchen wir verschiedene „schönste Dörfer Frankreichs“, die wirklich alle in außerordentlich schöner Landschaft liegen.

Außerdem sehen wir uns die sehr schöne Grotte de Villars mit interessanten Tropfsteinformationen und originalen Höhlenmalereien an. Die Höhle ist, anders als die nahegelegenen Höhlen von Lascaux, wo man zum Schutz der Malereien vor menschlichen Ausdünstungen nur durch (allerdings gute!) Kopien laufen kann, frei zugänglich. Nach einem Ruhetag in St. Laurent

geht es zu unserem nächsten Wochenendziel nach Argenton. Wir stehen wunderschön im Schatten und direkt an einem rauschenden Wehr der Creuse – wat’n Idyll!

Hier machen wir eine schöne, aber anstrengende Radtour (Höhenmeter!) nach Gargilesse-Dampiere, wieder eines der „Beaux Villages“ mit vielen Gebäuden aus dem Mittelalter – heute ein Künstlerdorf.

Auf dem Rückweg treffen wir auf einem Restaurantparkplatz auf rund 30 Oldtimer des Vedette-Clubs mit großen Luxuslimousinen unterschiedlicher Hersteller (Simca, Citroen…). Mit dem Namen können wir nichts anfangen. Da wir aber so interessiert gucken, bekommen wir einen erklärenden Flyer in die Hand gedrückt: Der Name „Vedette“ ist „französisches Englisch“ und bedeutet V 8, was im Englischen laugetreu „Vie-eiht“ ausgesprochen wird! Es handelt sich also ausschließlich um französische Autos mit amerikanischen V 8 Motoren – der Klang ist entsprechend eindrucksvoll, als die stolzen Besitzer nach dem Essen den Parkplatz verlassen.

Weiter geht es nach Bourges; laut Fremdenführer eine Stadt mit über 400 Fachwerkhäusern und das wollen wir sehen. Da sich mit 28° C gerade die vierte Hitzewelle (!) ankündigt, suchen wir allein aus Schattengründen wieder den städtischen Campingplatz auf. Mit ACSI kostet dieser schon „besonders teure“ 16 € inklusive allem. Zu „allem“ gehört hier heute auch ein großer „Haufen“ netter und besonders sportlicher junger Leute, denn im Stadion nebenan laufen die französischen Meisterschaften im Staffellauf.

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Einfach eindrucksvoll, wenn einer oder eine der Jugendlichen mal eben lossprintet, um von einer Hütte zur anderen zu laufen und dabei ein Tempo entwickelt, dass man darauf wartet, dass der Boden zu qualmen beginnt! Wir sehen uns am nächsten Tag ausführlich die Altstadt an, aber nach 2 ½ Stunden Pflastertreten bei 30° C haben wir die Nase voll und genießen den Rest des Tages lesend im kühlen Schatten.

Noch ein wenig Sozialkritik? Abends dürfen wir an der Hütte gegenüber „Master and Servant“ studieren: Ein Monteur (weiß, alt) und sein Gehilfe (farbig, jung) ziehen dort ein. Der Monteur sitzt auf der kleinen Terrasse bei einem Glas Wein und telefoniert, der Gehilfe kocht, serviert, wäscht ab…

Heute geht es straight nach Osten. Der erste Stellplatz, den wir aufsuchen, liegt am Etang de Vaux und bietet absolut keinen Schatten, ist lediglich ein Sandplatz und ein ganzes Stück vom Wasser entfernt. Das gefällt uns bei der momentanen Hitze gar nicht und so fahren wir weiter zum Stellplatz am Lac „Les Settons“. Viel besser: Baumschatten, eine kühle Brise vom See (wenn man bei 33° C von „Kühle“ sprechen kann) und viel „Privacy“, da auch das früher einmal ein Camping Municipal war und die Plätze durch Hecken unterteilt sind. Apropos: Wir sehen die Umwandlung von diesen alten und liebenswerten kleinen Dorfcampingplätzen zu Stellplätzen durchweg positiv: Für die zunehmende Zahl von Mobilen bleiben die Plätze erhalten, hier werden nicht – wie sonst leider typisch – Ferienhaussiedlungen hochgezogen. Oft genug gibt es während der Hauptsaison sogar auch für Zelter die Möglichkeit hier zu übernachten. Am nächsten Tag macht die Hitze ein wenig Pause. Wir betätigen uns sportlich und umrunden in 3 ⅓ Stunden inklusive Pausen die 14 Kilometer rund um den See. Dank der 600 m Höhe, in der wir uns hier befinden und dem häufig im Baumschatten verlaufenden Rundweg müssen wir nicht zu viel schwitzen.

Nun geht es wirklich in Richtung Deutschland, denn die von Spanien anrollende Hitzewelle (wieder einmal mit Saharastaub!) kommt näher. Eine letzte Zwischenübernachtung machen wir nördlich von Langres in einem kleinen Dorf (Arc-Barrois) auf einem kleinen, sehr schattigen Platz. Der wird zum Glück auch noch von kleinen Flüsschen umrahmt (nicht zu unterschätzender, zusätzlicher Kühleffekt!), denn das Wetter ist temperaturtechnisch bereits früh herausfordernd: Mittags um 13 Uhr haben wir schon 36° C und dank Saharastaub „kühlt“ es nachts auch nur auf tropische 22° C ab – und auch das eigentlich erst morgens gegen 6 Uhr!

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Zurück geht es am nächsten Tag wieder über Luxemburg, wo wir zum ersten Mal nicht tanken, denn der Diesel kostet dort 2 Ct/l mehr als in Deutschland – verrückte Welt! Ein paar Tage bei unseren Freunden in Bremm und auch diese Tour ist wieder Vergangenheit.

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