Polen und Baltikum

Eine neue Tour liegt an, wieder so eine Reise, die unter Pandemie-Bedingungen eigentlich anders geplant war: Es sollte im letzten Jahr über Polen nach Kaliningrad in Russland gehen. Von dort aus war dann beabsichtigt, weiter ins Baltikum zu fahren, nach Finnland überzusetzen und über Schweden zurückzukehren. Zuerst fiel das Baltikum wegen hoher Coronazahlen flach, also sind wir mit der Fähre nach Finnland – den Bericht kann jeder lesen. Während des Finnlandaufenthaltes gingen die Coronazahlen im Baltikum deutlich zurück, also dachten wir ernsthaft daran, über das Baltikum, Kaliningrad und Polen zurückzukehren. Man konnte damals speziell für Kaliningrad einfach online ein Visum buchen. Genau zu unserem Rückkehrdatum führte Polen ein neues Mautsystem ein und die Flüche der LKW-Fahrer im Netz bewogen uns dann doch, lieber über Schweden zu fahren. Nun aber haben wir einen Transponder (von DKV und ADAC), der schon jetzt in acht Ländern funktioniert – darunter auch in Polen! – und nun soll es endlich dorthin und weiter ins Baltikum gehen. Leider fällt aus bekannten Gründen Kaliningrad wohl für lange Zeit flach, aber im Süden Polens (und da wollen wir als erstes hin!) waren wir zum letzten Mal im Jahr 1985 und im Baltikum 2002. Beginnen tun wir allerdings, wie fast in jedem Jahr, mit einem Treffen unserer Bimobilfreunde, dieses Mal in Stadtoldendorf im Mammut-Park, wo wir gemeinsam ein wenig Offroad-Feeling schnuppern. Wir haben ja bereits beide je einen Kurs mitgemacht und auf den nachfolgenden Touren mal freiwillig, mal gezwungen, unsere Kenntnisse „verfeinert“. Schaden kann etwas Übung allerdings nie und das Treffen an sich war wie immer auch wieder ziemlich genial!

Nach einem (Tipp!) vorzüglichen Essen im platzeigenen Lokal (Biofleisch vom Hochlandrind!), das leider nur am Wochenende geöffnet hat, geht es los. Wir zuckeln mit einer Zwischenübernachtung in Schulenberg über den Harz nach Meißen. Hier machen wir einen Zwischenhalt auf dem Stellplatz des Landhauses Nassau – nur wenige Fahrradkilometer von der Altstadt entfernt und trotzdem im Grünen. Leider hat die Gastronomie geschlossen und es sieht wohl auch nicht danach aus, dass sie in naher Zukunft wieder öffnet.

Die Altstadt ist hübsch, die Atmosphäre ist, so wie wir es mögen tiefenentspannt, das Wetter passt auch – nur die Druckpumpe nervt, da sie immer wieder anspringt, obwohl wir gar kein Wasser verbrauchen: Unter dem Auto sammelt sich dafür eine ziemlich große Pfütze. Das Problem begann eigentlich schon im letzten Winter, aber da glaubten wir noch an eine Undichtigkeit des Frostwächterventils der Trumaheizung. So ein Teil haben wir deshalb, auch wenn ganz schön teuer, als Ersatzteil dabei. Ein Blick unter Exe offenbart allerdings etwas anderes: Dort kommen bei uns drei (!) Leitungen aus dem Unterboden, schön in Reihe nebeneinander angeordnet. Die äußerste gehört zum Frostwächter, das wissen wir. Die innere Leitung ist der Überlauf des Abwassertanks – das Tropfwasser allerdings kommt aus der mittleren Leitung. Ein Blick in die Einbauanleitung (nicht Betriebsanleitung!) der Truma plus Recherche im Internet ergibt: Aus dieser Leitung soll eigentlich nur Luft kommen, sie ist mit einem Druckausgleichsventil (rot!) verbunden, das an die Warmwasserleitung des Boilers gekoppelt ist. Seine Funktion: Lässt man das Wasser aus dem Boiler ab, so wird über das Ventil Luft angesaugt, damit es überhaupt abfließen kann. Bei uns aber fließt das Wasser über die Luftleitung nach draußen – und das nicht zu knapp. Das soll häufig vorkommen, da das Ventil leicht verschmutzt. Reinigen soll in den meisten Fällen helfen. Wären wir zuhause, würden wir das Teil einfach ausbauen, in Kalklöser baden und wahrscheinlich wäre anschließend alles wieder okay. Aber jetzt? Ohne Ersatzteil ist uns das zu riskant. Unsere Alternative lautet: Abklemmen! Das tun wir auch und stellen dabei fest, dass die Konstruktion, vor allem die Steckverbindung zum Ventil, nicht für den Wasserdruck gedacht ist, der sich nun aufbaut. Klar, wenn alles funktioniert, braucht es das ja auch nicht! Also montieren wir eine Extraschlauchschelle ans Ventil, damit es im Auto trocken bleibt. Das reduziert den Wasserdurchlauf insgesamt zwar deutlich, aber mit dem Provisorium nun zwei Monate in den europäischen Osten? Nein! Kathrin taucht ins Internet und findet in der Nähe der von uns präferierten Route gleich zwei Reisemobilhändler mit Service. Viel Hoffnung haben wir zwar nicht – die Berichte über mangelhafte Lieferketten und übervolle Werkstätten sorgen für eine ordentliche Portion Pessimismus, aber gleich der erste Händler in Radeberg (Laikahändler mit Service für alle Marken) erweist sich als Volltreffer: Wenige Minuten, nachdem wir an der Annahme stehen, kommt ein Techniker mit einem Ventil – leider noch mit dem falschen. Er kommt aber sofort (!) mit zu Exe, schaut kurz, murmelt etwas von Improvisation und ist nach weiteren Minuten mit dem richtigen Ventil wieder zurück. Knapp zwanzig Minuten später sind wir gegen Zahlung eines kleinen Betrags in die Kaffeekasse (er will 20 €, dabei kostet das Ventil im Internet allein schon mindestens 14 €! Wir zahlen entsprechend mehr!) wieder glücklich und zufrieden unterwegs und Exe ist ihre Inkontinenz los – so sieht kundenorientiertes Arbeiten aus! Eine Stunde später sind wir an der polnischen Grenze, aber das lest ihr im nächsten Unterkapitel.