230 Volt

Die meisten – nein: fast alle! – Mobile haben einen 230 V – Anschluss. Man kann also davon ausgehen, dass 230 V von Zeit zu Zeit immer einmal benötigt wird, sei es zum Aufladen der gequälten Aufbaubatterie, sei es wegen einer längeren Aufenthaltsdauer auf dem Stell-/Campingplatz und/oder wegen erhöhter Komfortansprüche von Klimaanlage bis Mikrowelle. Da ist auch nichts gegen zu sagen – einstöpseln und fertig. Nein, nicht ganz: Wir stehen gerade wegen der dringenden Inanspruchnahme einer Waschmaschine auf einem griechischen Campingplatz und ich habe zum ersten Mal (zugegeben, so oft stehen wir nicht auf sowas!) ein Schild gesehen, auf dem wegen der Lärmbelästigung durch Klimaanlagen deren Betrieb auf die Zeit von 14 bis 22 Uhr begrenzt ist. Ist also auch nicht immer unproblematisch, nix einfach einstöpseln!

Auf alle Fälle sieht es aber anders aus, wenn man frei steht. Sicher, Solaranlagen sind inzwischen zum Glück weit verbreitet, das gleiche gilt für Wechselrichter, also Inverter, aber der entnehmbare Wechselstrom ist doch mengen- wie zeitmäßig bei fast allen Mobilen arg begrenzt. Wir lassen hier mal die paar Autos mit „eingebautem Kleinkraftwerk“ unberücksichtigt, ok?

Kleine Geschichte zum Aufwärmen: Vor langer Zeit auf einem so genannten „Klönabend“ unseres damaligen Reisemobilclubs: Der Sonnabend war länger als gedacht – nach dem Pflichtprogramm gab es leckere Riesenschnitzel und einige Bierchen. Es wurde viel geklönt (daher der Name) und gelacht und es wurde eben spät. Also herrscht am nächsten Morgen verschlafene Ruhe auf dem Stellplatz bis…ja, bis wir alle senkrecht in den Betten sitzen, geweckt durch den kernigen Sound eines Zweitakt-Generators. Es dauert maximal fünf Minuten, bis der Wagen des Verursachers von nicht gerade erfreuten Clubmitgliedern umringt ist. Aber – was war der Grund für den unerfreulichen Geräteeinsatz? Der Besitzer des Fahrzeugs war „reisemobiles Greenhorn“, hatte einiges über RVs in den USA gehört und gelesen und sich gedacht, so ein Generator sei praktisch, weil er gerne frisch gepressten Orangensaft zum Frühstück trinkt. Dass er im Zentrum von 20 Reisemobilen stand und dass so ein ungedämmter Zweitaktgenerator einen Höllenlärm – vor allem in morgendlicher Stille! – verursacht, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Übrigens hat er das nie wieder gemacht!

Daraus kann man schließen: Generatoren sind problematisch, ihr Einsatz ist in Europa auf Stellplätzen sowieso meistens streng limitiert oder sogar komplett verboten. Steht man absolut frei, dann möchten sich die meisten die Stille der Natur auch nicht gerade durch Generatorenlärm vermiesen lassen. In den USA war das lange Zeit anders und ist es auch teilweise heute noch. Da es dort unglaublich viele Stellplätze in den Staats- und Nationalparks ohne jegliche „elektrische Infrastruktur“ gibt, die Autos groß und mit allem möglichen Schnickschnack ausgestattet und die Plätze oft so großzügig geschnitten sind, dass man nur ahnen kann, wo sich der Nachbar befindet, ist dort der Einsatz von Generatoren unproblematischer. Das gilt um so mehr, da die Stromerzeuger in der Regel fest eingebaut und auch gut gekapselt sind. Schließlich möchten sich die Bewohner im Fahrzeug noch unterhalten oder fernsehen. Doch auch hier werden die Menschen in Bezug auf Lärm sensibler und es gibt bereits eine ganze Reihe von Plätzen, die für den Generatorbetrieb einen separaten Bereich ausweisen.

Eine typisch amerikanische Begebenheit zum Thema „Lärmempfindlichkeit“: Es gibt dort Campingplätze, die liegen lärmmäßig in nahezu unglaublicher Lage. Einige Beispiele:

  • Mitten in einem Autobahndreieck, also wirklich: von drei Autobahnen eingeschlossen!
  • direkt an der Autobahn – „direkt“ heißt in diesem Fall, dass das Toilettenhaus genau neben dem Autobahnzaun steht – „genau“ heißt in diesem Fall, dass zwischen Klohaustür und Zaun gerade einmal 5 m (ach nee: 17 Fuß) liegen
  • links der Flughafen, rechts die Autobahn, vorne die Stadtautobahn und hinten das Industrieviertel (das ist der Schlimmste: Denver!)

Ihr versteht? Auf einem dieser Plätze, ich glaube, es war in Denver, fragen wir eine Nachbarin (Dauercamperin), wie sie den Lärm die ganze Zeit über aushält und sie sagt lächelnd: „ Wieso, wir haben die Klimaanlage an, da hört man den Lärm von draußen fast nicht mehr!“ Das war ein guter Tipp, dass haben wir in Denver dann auch gemacht und an das gleichmäßige Brummen kann man sich tatsächlich gewöhnen – ist aber schon pervers, oder?

 

Wie viel 230 V braucht nun der Mensch? Eine Reihe von Elektrogeräten, für die man früher regelmäßig 230 V benötigte, laufen heutzutage über 12 V, so z.B. Fernseher und SAT-Anlage (wer denn sowas braucht) oder ein Kompressor-Kühlschrank. Es bleiben also inzwischen vor allem Einzelanwendungen, die zeitlich begrenzt in Benutzung sind und dafür gibt es die schon erwähnten Inverter. Interessant ist somit die Gesamtbilanz an elektrischer Energie, die zur Verfügung steht – sprich das, was man aus der Aufbaubatterie herausholen kann. Hierfür entscheidend sind verschiedene Parameter:

  • Kapazität und Konstruktion der Batterie, also in aufsteigender Reihenfolge Säure, Gel-, AGM- oder Lithiumbatterie in den unterschiedlichsten Leistungsstufen
  • Leistung der Fahrzeuglichtmaschine
  • Ein leistungsfähiger Ladebooster (bei modernen Fahrzeugen wegen der elektronischen Lichtmaschinensteuerung sogar zwingend erforderlich, wenn die Aufbaubatterie vollständig geladen werden soll)

Solange man regelmäßig weiterfährt und nicht zu lange an einem Platz verweilt, muss man nicht auf mehr achten. Will man aber länger irgendwo stehen, verringert sich je nach Konfiguration die zur Verfügung stehende Energiemenge, kurz gesagt: Der Saft wird früher oder später knapp! Auch für diesen Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten, um der Verknappung entgegen zu wirken:

  • Solaranlage: Die wohl am häufigsten eingesetzte Technik! Lautlos, wartungsfrei, umweltfreundlich…eigentlich perfekt – jedoch: Keine Sonne, kein Strom – und das gilt besonders im Winter und bei schlechtem Wetter, also dann, wenn man für Heizung, Licht und andere Verbraucher eher mehr als weniger Strom benötigt. Das bedeutet: Will man im Winter mit den genannten Verbrauchern und einem leistungsfähigen Kompressorkühlschrank mehr als nur ein paar Tage autark stehen, benötigt man auf alle Fälle mindestens 250 Watt Solarpower und gutes Wetter obendrein
  • Generator: siehe oben!
  • Brennstoffzelle: Eigentlich genial, weil – läuft fast lautlos und ist umweltfreundlich. Aber: Benötigt trotzdem Brennstoff und das einzige Gerät, das es bis zum Verkauf in größeren Stückzahlen geschafft hat, läuft mit einem speziellen Alkohol, der auch noch (wird in besonderen, verschlossenen Kanistern geliefert) gekauft und gelagert werden muss. Ein anderes System, das mit Gas läuft, hat es nicht einmal bis in den Laden geschafft
  • Windgenerator: Für uns als Küstenmenschen verlockend, aber wir haben Seglerfreunde und die warnen, denn wenn das Teil am Fahrzeug montiert ist, dann vibriert es wie bekloppt und treibt einen in den Wahnsinn. Ansonsten trotz des hohen Preises zumindest eine Überlegung wert, wenn man denn das Ding woanders (z.B. am Anhänger, wenn man denn einen mitführt) anbringen kann

Was also macht der Fernreisende oder Überwinterer, der lange Zeit unterwegs ist und gerne auch einmal eine Woche oder länger an einem schönen Platz verweilt? Eine Kombination aus möglichst effektiver Energiegewinnung, Speicherung und Ergänzung ist unumgänglich! Die Qual der Wahl hat jeder, seinen individuellen Verbrauch muss auch jeder selbst berechnen (oder auch die Fehler selbst erfahren!). Es gilt die Regel: Energiereserven gibt es nicht umsonst und sind nicht billig. Unser Vorschlag: Lithiumbatterie so groß wie möglich (bis auf 10 % Rest entladbar, im Vergleich zu anderen Batterien extrem leicht), großer Ladebooster, den besten Solarregler, den ihr finden könnt und soviel Solarfläche auf dem Dach wie verbaubar ist – daran fehlt es uns leider ein wenig, da es unserem Auto an Größe mangelt.

Und wenn der Strom dann trotzdem wirklich einmal zu Ende gehen sollte: Mit Lithiumbatterie und großem Booster kann man tatsächlich einmal den Motor für eine Stunde laufen lassen und diese Kombination schaufelt in der kurzen Zeit anders als frühere Technik eine Menge Energie in den Stromkeller!