Von jetzt an werden die Blogbeiträge wohl etwas seltener kommen, denn die „Zeit der Abenteuer“, also des Besuchs der für uns neuen Länder Albanien und Georgien ist nun vorbei. Von jetzt an kommt der zweite Teil unserer Reise, den man mit „Überwintern im Süden, aber weder in Spanien, Portugal oder Marokko“ übertiteln könnte. Allerdings haben wir auch damit noch keine Erfahrung, könnte also doch auch wieder das eine oder andere „Abenteuer“ dabei sein!?
Weil es hier so schön ruhig ist, beschließen wir noch ein paar Tage in Serraiki Akti anzuhängen und erkunden erstmal die nähere Umgebung – absolut nix los! Allerdings wollen die Leute im Rundhauber nichts von uns wissen. Als Kathrin den männlichen Part des Paares mit dem üblichen „Woher und wohin“ des Overlander-Smalltalks beglückt, antwortet der mit Müh‘ und Not in zwei Sätzen, dass man seit zwei Wochen (!) auf diesem Platz steht und nun weiter zum Überwintern in die Türkei möchte – ob uns denn da etwas passiert wäre (??)? Das war es denn auch – von nun an wurde kaum noch gegrüßt. Na ja – jeder wie er will! Wir haben jedenfalls eine gute Internetanbindung, also wird der Blog auf Vordermann gebracht und auf Emails geantwortet. Kathrin kümmert sich um alle Tür-, Fenster- und Dachlukengummis und fettet die Scharniere, die das nach dem Staub und Offroaddreck auch dringend nötig haben. Ansonsten wird gesonnt, denn das Wetter meint es weiterhin gut mit uns.
Ach ja, Mist habe ich auch noch wieder gebaut. Da unser Gastank inzwischen nur noch auf ½ steht, was wohl bedeutet, dass wir irgendwann innerhalb des nächsten Vierteljahres nachtanken müssen, bringt mich das (wohl aus Langeweile – ich Trottel!) auf die schwachsinnige Idee, doch einmal zu testen, wie das mit den vor der Reise für teures Geld gekauften Adaptern funktioniert. Ich erinnere mich noch daran, dass mir Harry einmal auf einem Stellplatz (ich glaube, in Maasholm war’s – stimmt’s Harry?) gezeigt hat, wie das bei seiner Gastankflasche funktioniert, nämlich: Anschluss abdrehen, Adapter aufdrehen, fertig! Ok, also los: Anschluss abdrehen…nix passiert! Der sitzt bombenfest und als ich näher hinsehe, bemerke ich, dass der Anschluss sogar mit Teflonband abgedichtet wurde, als er in das Gewinde geschraubt wurde. Das haben die bei der Montage aber gründlich gemacht, denke ich! Also Schraubenschlüssel raus und wie immer: Es ist hier eng, es klemmt da und dort ist die Abdeckung im Weg. Mit meinen Wurstfingern wird das nichts, da muss „meine Mechanikerin“ ran und nach einer geschätzten halben Ewigkeit ist der Anschluss auch runter. Nun aber zur Probe einen der Adapter einschrauben…und das Gewinde passt nicht – es ist viel zu klein! Meine Frau schaut einmal in den Anschluss und sieht mich mit einem Blick an, den ich hier lieber nicht näher beschreiben möchte: In dem Anschluss befindet sich nämlich ein Innengewinde und dort passen die Adapter, einer wie der andere, wunderbar und saugend hinein! Man muss also bei uns gar nichts abschrauben, einfach Adapter einsetzen, festdrehen, fertig! Zum Glück haben wir Teflonband im Werkzeugkasten und nachdem ich zur Besänftigung meiner Frau, die sich um ihre wohlverdiente Sonnenbestrahlung geprellt sah, die Halterung der Abdeckung abgeschraubt habe, damit alles ein wenig einfacher vonstatten geht, konnte meine Kathrin immerhin in nun nur ¼ Stunde den Originalzustand wieder herstellen – aber gut, dass wir mal darüber geredet haben!
Für Kathrin hat es denn mit der Sonne trotzdem noch gereicht, denn abends hat sie einen leichten Sonnenbrand! Abends dann noch so ein Blödsinn, der nicht zur Nachahmung empfohlen werden kann, für den wir dieses Mal aber zum Glück beide (!) verantwortlich zeichnen. Als älterer Mensch, der inzwischen neben einer seit ewigen Zeiten existierenden, chronischen Stoffwechselerkrankung noch ein paar weitere Wehwehchen zu beklagen hat, muss ich leider einen größeren Vorrat an unterschiedlichen Medikamenten mitschleppen. Bei acht bis neun Monaten Reisedauer ist das ein ganz schöner Haufen, wie wir erschrocken feststellen durften, als wir zu Hause mit dem Packen begannen. Dann kam uns eine wirklich blödsinnige Idee, wie ich an dem besagten Abend leider festellen darf: Wir schmeißen einfach die Verpackungen weg, teilen die Medikamente in Dreimonatsrationen auf, packen das ganze in Beutel und vakuumisieren das. Gedachter Vorteil: Wenig Platz und auch noch feuchtigkeitsgeschützt! Denkste!
Als ich die erste Verpackung öffne, ist diese innen komplett feucht, außerdem hat das Vakuum die Pillen teilweise aus ihrer Folienverpackung herausgedrückt. Weshalb war es feucht? Eins der Medikamente ist flüssig und befindet sich in einer kleinen, gläsernen Sprayflasche. Das Vakuum hat die Flüssigkeit einfach herausgesaugt und dann hat die Flüssigkeit die nun nicht mehr von Folie geschützten Pillen eingefeuchtet – was für ne Sauerei! Während Kathrin leckere Auberginen mit Hack, u.a. mit Cilantro und Chilis aus Khatunas Garten sowie Feta und Reisnudeln zubereitet, trockne ich Pillenverpackungen und sortiere heile und kaputte Verpackungen.
Am nächsten Morgen ist der Strand wieder leer und friedlich – die Leute mit dem Kurzhauber fahren in die Türkei (ohne Gruß) und wir in die entgegengesetzte Richtung erstmal zum Lidl. Mann, ist das teuer hier, wir sind wirklich durch die Türkei und Georgien verwöhnt! Allerdings versöhnen uns nach so langer Zeit knuspriges Bauern- und Vollkornbrot mit Sonnenblumenkernen mit unserem „schweren“ Schicksal. Kurz vor Thessaloniki werfen wir uns gegen unsere Gewohnheit auf die Autobahn, aber wir haben einfach keine Lust auf Großstadt. Die paar Kilometer auf der A 2 kosten uns allerdings fast 10 €: Alle Reisemobile über 2,70 m Höhe – und das sind viele! – „dürfen“ genauso viel zahlen wie die Lkw. Das fuchst meine sparsame Frau und so lotst sie uns wenig später in Methoni von der Autobahn. Von nun an geht es an der Küste entlang. Zuerst finden wir keinen Stellplatz, da eng besiedelt und Steilküste, außerdem sind wir inzwischen verwöhnt. Was sich anbietet, gefällt uns nicht oder es steht schon jemand da. Dann wird es flacher, wir umfahren eine Reihe von Salinen und ein paar Kilometer weiter, nördlich von Paralia, finden wir unser Plätzchen für den Nachmittag und die Nacht – etwas abseits von Bebauung, ohne alles, dafür stehen wir komplett alleine.
Wir machen einen Strandspaziergang nach Paralia, wobei die wilden Hunde (das ist langsam wie die Pest!) uns die meiste Zeit über nerven. Fast immer haben wir mindestens drei, wenn nicht mehr von ihnen um uns herum. Diese Tiere kennen keinen Individualabstand, schnuppern ständig an dir rum, stellen sich in den Weg und erschrecken dich manchmal fast zu Tode, wenn du im Dunkeln mal eben zum Pinkeln vors Auto gehst und sie dich völlig lautlos in den Hintern stupsen! Zur Entspannung gibt es den letzten Cuba Libre mit den Limonen von Khatuna – na also, geht doch!
Als nächstes Ziel haben wir uns den Pilion mit der Hauptstadt Volos ausgesucht. Auch wieder so ein Nostalgieding, denn hier haben wir uns schon mindestens zweimal ziemlich wohl gefühlt. Bis Volos kommt man kaum ums Autobahnfahren rum – jetzt ist es die A 1, die uns doch einiges an Maut kostet. Allerdings ist die Stecke tadellos in Schuss und die Unmenge an Tunneln, die hier gebaut werden mussten, rechtfertigen in diesem Fall unserer Meinung nach den Preis. Volos umfahren wir auf der Ringstraße und nachdem wir endlich wieder einmal touristisch reingelegt wurden – an einer BP-Tankstelle habe ich fast einen Voodotanz aufgeführt, um der Tankwartin (heißt das überhaupt so? Gibt es ja bei uns gar nicht mehr!) deutlich zu machen, dass wir nicht den Super-Ultimate-Hyperdiesel wollen und nachdem sie das verstanden und mir strahlend zugelächelt hat, hat sie sofort und mit dem Körper verdeckt genau die Zapfpistole mit dem um 8 Cent teureren Luxusgemisch in unsere Exe gehalten und ich hab’s zu spät gemerkt! – erreichen wir gegen 13 Uhr den einzigen offenen Campingplatz auf dem Pilion (Camping Sikia) in Kato Gatzea. Superfreundliche Besitzer, die uns alles bei einem kleinen Spaziergang über den Platz zeigen und so stehen wir eine ½ Stunde später (entsorgen, Klo leeren…) direkt am Strand und genießen das Klima: 23°C, Sonne, Windstille!
Außer uns sind auf dem ganzen Platz noch fünf weitere Partien. Stühle raus, Kathrin wird sofort von einem kleinen Kater „lahmgelegt“, ich date alle Geräte up (Free WIFI!). Eine Waschmaschine haben sie hier auch – also bleiben wir ein paar Tage, der Pauschalpreis im Winter beträgt inklusive Strom gerade einmal 19 €, das ist schon fair – so mit eigenem Strand direkt vor dem Auto!
Gegen 16 Uhr machen wir uns nach dem Duschen stadtfein und anschließend auf den Weg in den Ort. Hier finden wir ein nettes Restaurant mit Plätzen schon fast im Wasser und lassen es uns wieder einmal gut gehen: Gebackene Auberginen mit Knoblauchpaste als gemeinsame Vorspeise (ein Gedicht!), dann hat Kathrin Schweinefleisch, Kartoffeln und Feta in Tomatensoße überbacken, ich gönne mir Schwein vom BBQ mit Lauch und Kartoffeln. Dazu gibt es natürlich, wir sind schließlich in Griechenland, Retsina. Den Nachtisch gibt’s vom Haus: Vanilleeis mit Bananenmus und Honig. Ein richtig romantischer und idyllischer Abend bei milden Temperaturen, vor uns tuckern die Fischerboote, Sternenhimmel gibt es auch noch – Herz, was willst du mehr?
In den nächsten sechs Tagen machen wir Strandurlaub und bringen unseren Haushalt auf Vordermann: Wäsche waschen, Erkundung der näheren Umgebung, sonnen, mit Katzen schmusen, ein wenig an den Blogbeiträgen arbeiten (endlich komme ich auch mal dazu, ein oder zwei Anekdoten fertigzustellen und online zu bringen!), lecker kochen oder essen gehen, einen Ausflug auf dem Pilion machen…was man eben so im Urlaub macht!

Am vorletzten Tag allerdings können wir „unser Glück“ kaum fassen: Als wir mit Exe von besagtem Ausflug zurückkommen, steht neben – nein, mehr auf unserem Stellplatz ein alter LT aus der Schweiz mit einem Pärchen plus Kleinkind. Während wir verzweifelt rangieren und kurbeln, um auf unseren Platz zu kommen, ringt sie sich noch ein knappes „Stehen wir vielleicht zu dicht?“ ab und das war’s denn. Weniger als zwei Meter Abstand und das auf einem fast völlig leeren Campingplatz – da muss man erst einmal drauf kommen! Dann wie gesagt ein alter VW-LT – wer erinnert sich noch an das „ratsch bumm“ alter Busse? – und dann mit Kleinkind. So kommen wir noch am letzten Tag zur zweifelhaften Ehre, sämtliche frühkindlichen Erziehungsversuche der Nachbarn mitzuerleben und davon gibt es reichlich, denn man arbeitet im Schichtbetrieb! Das arme Kind (Henry) hat nicht eine Minute für sich, denn alle vier Stunden ist Erzieherwechsel. Die Dauerberieselung (Entschuldingung: Dauererziehung wollte ich natürlich sagen!) hat bereits erste Folgen. Wenn versehentlich der diensthabende Erzieher für einen Augenblick das zu erziehende Kind verlässt (dafür reicht es, wenn der diensthabende Erzieher für zehn Sekunden in den Bus sprintet um dem zu erziehenden Kind einen Schluck zu trinken zu bringen), dann setzt bei dem zu erziehenden Kind ohne Verzögerung die Alarmsirene ein. Wir überlegen nur, was mit dem armen Fratz wohl in ein paar Monaten passiert, denn Mama ist bereits wieder schwanger!
Am letzten Tag in Kato Gatzea wird es für unsere Verhältnisse noch einmal hektisch: Kathrin macht „kleine Wäsche“, denn nach sechs Tagen hat sich ja bereits wieder etwas angesammelt, und dann ist auch schon wieder meine Angsttätigkeit dran: Haare schneiden! Meine Frau bestätigt mir zwar jedes Mal, es würde immer besser werden, aber wenn ich bedenke, dass sie das jedes Mal sagt…also letztes Mal war es toll, aber wenn dieses Mal dran war, ist es dieses Mal besser – wie war es denn dann letztes Mal, als ich so stolz war? Verstanden? Nein? Ok, ich versuche es nächstes Mal nochmal besser zu erklären – aber besser als dieses Mal!
Kato Gatzea, Blick auf die kleine Stadt und Fischerboote im Hafen
Als wir abfahren beginnt es zu regnen – ist das ein Zeichen? In Agria halten wir zu einem Großeinkauf, dann geht es weiter in Richtung Süden. Da es kürzer ist und wir langsam so tiefenentspannt sind, dass wir wohl kurz vor dem Verblöden sind, kommen wir auf die Idee, doch einfach direkt durch Volos zu fahren – ist ja kürzer! So schieben wir uns kurze Zeit später durch die Innenstadt von Volos, können uns sightseeingmäßig die Fußgängerzonen ansehen, denn neben dem normalen Stadtverkehr (wir staunen jedes Mal: Wie schafft man es, auf einer dreispurigen Straße dreispurig zu parken und sich aufzuregen, wenn einer hupt, weil bei Gegenverkehr keiner mehr durchkommt?) wird auch noch gerade die Weihnachtsbeleuchtung und –dekoration angebracht, inklusive Pflanzendeko, wobei die dabei zur Verwendung kommende Muttererde in Tüten auf der einzig verbleibenden Fahrspur herumliegt. Irgendwann sind wir durch (Kathrin meint beruhigend, es wäre nur eine ½ Stunde gewesen – kam mir auf alle Fälle nicht so vor!). Auf der 30 fahren wir nun nach Farsala, dann geht es auf der 3 weiter nach Süden. Die ganze Zeit über geht es durch Baumwollfelder – wir hatten gar keine Erinnerung mehr daran, dass Griechenland ja eines der Hauptländer Europas für den Anbau dieser Pflanze ist. Rund 11 km hinter der Stadt sehen wir links eine Piste verheißungsvoll hinter den Bergen verschwinden. Also rauf da und schnell finden wir heraus, nämlich als hinter uns ein Kieslaster drängelt, dass es sich um die Zuwegung zu zwei Kiesgruben handelt. Da aber bald Feierabend ist und wir außerdem ein schönes Plätzchen an einer Feldeinfahrt gefunden haben, beschließen wir, es für heute genug sein zu lassen und wir tun gut daran, den der Stellplatz entpuppt sich als Anwärter auf den leisesten Übernachtungsplatz der Tour.