Die PKW-Abmeldung

Da wir den PKW fast bis zum letzten Tag benötigen und ich keine Lust habe, direkt vor der Abfahrt mehrere Stunden (wie das bei uns so üblich ist) bei der Zulassungsstelle zu verbringen, mache ich mich im Internet schlau und Donnerwetter, es gibt sogar zwei Möglichkeiten der Vorsorge: Entweder besorgt man sich online spätestens eine Woche vorher einen Termin, das passt bei uns nicht so gut, da wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht genau wissen, wann wir von zu Hause loskommen oder aber man meldet das Fahrzeug online ab – Whow! Das ist es!

Ich lese mir die Bedingungen durch: Man benötigt einen neuen Personalausweis (Plastikkarte!), eine ebenfalls neue „Zulassungsbescheinigung Teil II“, auf der sich hinten ein Rubbelfeld mit einer Pin befindet und einen neuen Klebestempel auf dem Nummernschild, von dem man eine Folie abziehen und darunter dann eine weitere Pin ablesen kann. Passt! Haben wir! Mithilfe beider Pins kann man dann das Fahrzeug abmelden und sogar das Nummerschild reservieren – sehr zum Leidwesen der Schilderläden!

So weit, so gut. Weshalb schreibe ich das alles? Nun, wir wären nicht in Deutschland, wenn es denn wirklich so einfach funktionieren würde! Nachdem ich alles nachgelesen hatte, war ich beruhigt und kümmerte mich weiter um die anderen Angelegenheiten, die so noch vor der Abfahrt erledigt werden müssen. Einen Tag, bevor es endgültig losgehen soll, gehe ich wohlgemut ins Internet und mache mich bestens gelaunt an die Befüllung der nötigen Formulare. Zu Anfang (Fahrzeug, Nummerschild etc.) klappt auch alles vorzüglich, doch dann gerät der Prozess ins Stocken: Bei der Eingabe des Nachnamens leuchtet ein Verbotsschild und fordert mich auf, nun meinen Personalausweis bereit zu halten. Den hole ich und harre der Dinge, die nun kommen sollen. „Führen Sie den Ausweis in das Kartenlesegerät ein!“ Welches Lesegerät? Mein Rechner besitzt zwar einen Kartenslot, aber nur für Speicherkarten und ein Perso passt da nun bestimmt nicht rein! Was soll das? Keine Erklärung, nichts! Also google ich und was ist das Ergebnis? Möchte man den neuen, maschinenlesbaren (!) Personalausweis für Behördenkram nutzen, so muss man im Besitz eines speziellen Kartenlesegeräts sein – aha! Und weshalb schreibt das dann keiner? Weshalb lassen die einen in dem Glauben, man könne – wenn man denn doch nicht kann? Kennt jemand jemanden, der ein Kartenlesegerät für maschinenlesbare Personalausweise besitzt? Ich nicht! Der gesunde Menschenverstand sagt nun, dass sicher Kfz.-Betriebe und andere Profis solche Geräte zur Vereinfachung ihrer Behördengänge nutzen könnten, aber weit gefehlt! Das Kartenlesegerät darf nämlich nur vom Besitzer des Personalausweises selbst genutzt werden, sonst ist das Betrug! So ist das! Der Schwachsinn hat einen Namen: Bürokratie unter dem Deckmäntelchen der Moderne!

Was nun? Für einen Reservierungstermin ist es eine Woche zu spät. Also hilft nichts: Am Abreisetag wird der Wecker auf 7 Uhr gestellt, denn die Zulassungsstelle öffnet um 7.30 Uhr. Zum Glück ist unser Motorroller noch angemeldet, denn den abzumelden lohnt sich nicht. Zwei Minuten vor der Öffnung des Amts bin ich da und erstarre: Die Zulassungsstelle befindet sich im 1. Stock, die Schlange der Wartenden windet sich die Treppe hinab bis zum Ausgang, so dass ich draußen anstehen muss. Ich zähle durch – das sind locker 30 Leute vor mir und eine Reihe davon im Blaumann, die wollen also wahrscheinlich mehrere Fahrzeuge ab-, an- oder ummelden! Super! Nun weiß jeder, dass hier „modern“ verwaltet wird, also dass jeder eine Nummer zieht und wartet, bis an einem Bildschirm, der auf der oberen Hälfte die veralteten Nachrichten von gestern zeigt, unten sein Nümmerchen aufleuchtet.

Aber nein: Als ich in der Schlange soweit nach vorne gelangt bin, dass ich durch die obere Tür in den Wartebereich blicken kann, stutze ich: Der alte Infoschalter, der seit Jahren geschlossen war, ist wieder offen und die Schlange bewegt sich direkt darauf zu?! Was soll das denn? Als ich schließlich dran bin, offenbart sich mir der Sinn, denn eine nette Dame fragt nach meinem Wunsch. Aha! Der Nummernapparat steht jetzt bei ihr und sie kann verschiedene Buchstaben mit den unterschiedlichen Zahlenfolgen der einzelnen Schalter kombinieren und so entscheiden, wer in welche Schlange einsortiert wird. Abmelden wollen scheinbar nur wenige, außerdem geht das schnell und ich fasse kaum mein Gück, als ich die Nummer 4 ausgehändigt bekomme. Als ich den Sachbearbeiter auf den Schwachsinn mit dem Kartenlesegerät anspreche, verdreht der nur die Augen und erklärt mir, das sei eine Idee der Landesregierung und der komplette Prozess würde auch von dort aus verwaltet. Die örtlichen Zulassungsstellen hätten nichts davon – außer dem Ärger, den sie mit den Beschwerden hätten. 15 Minuten später (in Worten: „fünfzehn“!) bin ich raus und kann mein Glück kaum fassen – nun urteilt selbst: Technischer Fortschritt – immer ein Segen für die Menschheit und wenn ja: Dürfen Bürokraten darauf zugreifen??