Wieder hat es die ganze Nacht hindurch geregnet. Heute geht es auf der N 224 über Pindelo nach Oliveira des Azemais und von dort über die N 1 und N 16 nach Aveiro. Den dortigen Stellplatz, der sogar relativ gut besucht ist, nutzen wir nur zum Parken: Teilweise im wahrsten Sinne des Wortes unterhalb der Autobahn gelegen und von einigen, sagen wir einmal „Lebenskünstlern“ dauerhaft bewohnt, laut und nicht gerade attraktiv. Von hier aus sind es allerdings nur ein paar Minuten Fußweg zum „Venedig Portugals“. Unserer Meinung nach ist der Begriff deutlich übertrieben, aber es gibt schon ein paar Kanäle und darauf fahren bunte, ein klein wenig an Gondeln erinnernde Motorkähne und schaukeln jede Menge Bustouristen durch die Gegend.
Wir machen brav unsere Fotos und kaufen natürlich die Spezialität des Ortes, die sogenannten „Ovos Moles“. Das ist eine Süßigkeit, die aus einer Eiweißhülle in unterschiedlichen Formen (Fisch, Muschel, Weinfass…) besteht, die mit einer Creme aus mit Zucker vermengtem Eigelb gefüllt ist. Wie schmeckt das nun? Na ja, die Füllung schmeckt – die Älteren werden es noch kennen – wie „Zuckerei“, nur nicht so frisch und die Hülle nichtssagend wie Oblaten. Auf dem Rückweg wird aus dem Nieselregen mal wieder ein Starkregen und so kommen wir trotz Regenschutz gut „durchgefeuchtet“ am Auto an. Wir fahren ein paar Kilometer nach Süden, das Ziel heißt Prahia Vagueira. Ein nichtssagender Strandort, überwiegend geschlossen, allerdings anders als im östlichen Europa trotzdem mit geöffneten Geschäften und Restaurants. Es schüttet in Strömen und obwohl wir direkt hinter den Dünen stehen, haben wir das Gefühl, mitten in den Wolken zu sein. Die Wetterapp zeigt „heiter bis wolkig bei 40% Regenwahrscheinlichkeit“ an, aber diese 40% haben es in sich: Es schüttet, kräftige Böen schaukeln Exe durch und die Nebelschwaden verhindern teilweise die Sicht auf die gegenüberliegenden Häuser – dabei ist es mit 19° gleichzeitig ungewöhnlich mild, merkwürdig ist das hier! Kathrin macht das Wetter erträglich, denn es gibt Kalbsschnitzel in Portweinsauce mit Tagliatelle und dazu einen erstaunlich guten Vinho Verde.
Nach dem morgendlichen Duschen zeigt sich mehr und mehr die Sonne – na also! Raus mit den Rädern und dann erkunden wir zuerst den Ort (das geht ziemlich schnell), bevor wir die 8 km auf gutem Radweg zurück in den Nachbarort Costa Nova fahren. Hier gibt es die bekannten (?) kleinen und buntgestreiften Strandhäuser, die wir natürlich ausgiebig fotografieren. Nach der Rückkehr – ein paar weitere Womos sind angekommen – klar, es ist Freitag! – wird ordentlich Sonne getankt, unterbrochen von einem ausführlichen Gespräch mit einem Portugiesen, der lange Zeit als Gastarbeiter bei Bremen gearbeitet hat.
Jetzt geht es wieder in die Berge (was für ein Zickzackkurs!), und zwar über Vagos und die N 333 nach Polhaça und Oiã. Dort auf der N 235 nach Süden bis Luso und hier auf die N 234 und nach Montagna. Nach einem Tank- und Einkaufsstopp fahren wir weiter nach Ovoa und über die N 234/N 17 nach Nogueira do Cravo (Entsorgungsstation) und Oliveira do Hospital. Nun sind wir auf der N 339 und es geht bergauf über Santiago und Seia in das kleine, aber sehr nette und freundliche Sabugueiro in gut 1000 m Höhe. Wir stehen auf dem Parkplatz an der kleinen Kapelle. Gegenüber liegt „Casa do Serrinho“, ein Dorfladen mit angeschlossenem Café, und wir kaufen ordentlich ein: Bergkäse, Schinken, Wurst, Honig, Kastanienlikör – alles aus lokaler Produktion und Herkunft. Natürlich müssen wir das alles auch vorher probieren und besonders die Wurst hat es dem Mann der Chefin angetan, denn er probiert sehr gerne mit und während ich bei ihr bezahle, schneidet er munter weiter ab und natürlich bekommt Kathrin anstandshalber (oder weil sie das Ganze aufmerksam beobachtet?) auch etwas ab. Inzwischen stehen wir hier wieder in den Wolken (bei 1000 m Höhe ja nicht ungewöhnlich) und der Wind ist kräftig. Als es dunkel wird, staunen wir ein wenig, denn plötzlich nutzt ein Schneepflug (!) den Parkplatz, auf dem wir stehen, zum Wenden. Was wird das denn morgen werden?

Dieses Dorf hat Charme und so zieht Kathrin morgens (das Wetter ist wieder gut) auf Motivsuche um die Häuser und fotografiert fleißig. Dabei kommt sie auch an einem Haus vorbei, in dem die hiesigen großen und wolligen Hirtenhunde „Cão da Serra da Estrela“ gezüchtet werden. Das sind schon eindrucksvolle Tiere und die Welpen sind „allerliebst“, da möchte man eigentlich sofort einen mitnehmen!
Wir haben die Fahrt auf den Gipfel des Torre „minutiös“ nach der Wetterapp geplant: Heute soll dort zwischen 11 und 12 Uhr das Wetter am besten sein, also fahren wir um 10.15 Uhr los. Bergauf gibt es eine Reihe von Fotostopps und bis 1500 m Höhe geht auch alles gut. Dann aber befinden wir uns bis zum Gipfelparkplatz in 1993 m Höhe in den Wolken und die Sicht ist so schlecht, dass wir nicht einmal die markanten Radartürme sehen, als wir fast neben ihnen parken. Aber noch ist es ja nicht 11 Uhr, also rein in die dicken Winterjacken (draußen ist Wind bei 0°!!) und dann heißt es die nächste halbe Stunde „rein und wieder raus“: Sonne da (Foto), Wolken (aufwärmen), Sonne da (Foto), Wolken… bis wir genug Fotos beisammen haben (äh, hat man das eigentlich jemals?) und wir dem hiesigen „Centro Commercial“ einen Besuch abstatten.

Wir betreten das einsame Gebäude und sind erstaunt, denn hier drinnen befindet sich ein echter Basar: Auf drei Stockwerken versammeln sich eine Reihe von Touristikläden, von denen die meisten das Gleiche anbieten: Schinken (manche Gäste kaufen gleich einen halben oder ganzen!), geräuchertes Schweinefilet, Wurst, Käse, Maisbrot, Woll- und Ledersachen. Auch wir kommen um den Kauf eines leckeren Schweinefilets und eines Viertel-Maisbrots nicht drum rum. Dann geht es auf der N 338, einer malerischen, aber auch engeren Nebenstrecke nach Manteigas und von dort über die N 232 nach Belmonte und weiter auf der N 345-1/N 18 nach Sortelha, unserem heutigen Tagesziel. Wieder stehen wir alleine. Dieser Ort ist einen Besuch wirklich wert, allerdings geht es wieder einmal steil bergauf zum Kastell, das aber (und das ist das Besondere hier!) von einer komplett erhaltenen, mittelalterlichen Stadt inklusive Mauer umgeben ist. Sehr, sehr sehenswert und der Rückweg erfolgt anschließend besonders beschwingt, da bergab.

Den Abend beschließen wir mit einer „Bretterl-Jause“, wie der Süddeutsche es nennen würde: Die frische gekauften und lokalen Spezialitäten müssen schließlich ausgiebig probiert werden – also gibt es Schinken, Wurst und Käse, dazu frisches Maisbrot, das in seiner süßen Art irgendwie an norddeutschen Stuten erinnert, wäre da nicht seine knallgelbe Farbe. Der als „Verdauer“ genutzte, ebenfalls frisch angeschaffte portugiesische Brandy (aus Portwein destilliert) kommt bei meiner Kathrin besser an als bei mir – das etwas süßliche und tatsächlich auch ein wenig nach Portwein duftende Aroma ist nicht so ganz mein Fall.
Nachdem Kathrin das hiesige Quellwasser gekostet und für sehr gut befunden hat, lassen wir den Rest des in Peso da Régua gebunkerten, gechlorten Wassers ab und füllen mit Bergwasser auf. Nun fahren wir auf der N 233 nach Penamacor und auf der N 332 weiter über Medelim und zuerst einmal an Monsanto vorbei nach Penha Garcia.

Dort parken wir am Gemeindehaus (und dürften hier auch übernachten), machen uns wanderfertig und laufen zuerst (wieder einmal!) steil bergan zur Ortsmitte und der Kirche, denn hier, direkt am Kirchenportal, beginnt der PR 3, ein gut drei Kilometer langer Wanderweg mit den Themenschwerpunkten „Fossilien“ und „alte Wassermühlen“ – ein eindrucksvoller Weg und es gibt viel zu sehen: Die Fossilien bestehen hauptsächlich aus vielen und gut sichtbaren Fraßspuren der nun schon bekannten Riesen-Trilobiten, dazwischen führt der Weg an mehreren restaurierten Wassermühlen vorbei, deren Antrieb sich von den aus Mitteleuropa bekannten deutlich unterscheidet: Hier ist das Antriebsrad horizontal gelagert und das Wasser wird von oben über die turbinenartigen Schaufeln geleitet. Will man sich das in Ruhe anschauen, so kostet das Zeit und deshalb brauchen wir insgesamt 2 ½ Stunden, bis wir wieder bei Exe sind.

Nun fahren wir gut 10 km zurück und halten direkt auf dem Dorfplatz von Relva, 1,5 km unterhalb von Monsanto gelegen. In den Ort hinauf zu fahren ist nicht empfehlenswert – es ist eng dort oben, sehr eng! In Relva sind wir gern gesehene Gäste: Ein Opa, der seine Rente mit kleinen Souvenirs aufbessert, zeigt uns die beste Stelle auf dem etwas unebenen Platz und weist uns ein. Nachdem ich im hiesigen Dorfladen (Ach nee, Entschuldigung – draußen steht „Supermercado“!) sechs große Bananen für einen Euro (!) gekauft habe, werde ich von der Verkäuferin mit zwei erhobenen Daumen verabschiedet, dasselbe passiert später beim Kauf von zwei Bieren im Dorfgasthof (wieder Entschuldigung – draußen steht „Snackbar“!). Als wir nach Befragung von Google nach Monsanto hoch wollen, stoppt uns Opa sofort und zeigt uns den besseren, weil nicht so steilen und quasi autofreien Weg. Steil ist es für uns wieder einmal trotzdem, aber auch lohnenswert. Dieses Mal ist es die besondere Architektur: Man hat viele Häuser geschickt in die Granitstruktur der Felsenlandschaft integriert. Mal besteht das gesamte Dach aus einem einzigen Felsen („the house with only one tile“ = „das Haus mit nur einem Dachziegel“), mal ist es nur eine Wand, mal der Keller. Genauso hat man die Ställe der Tiere errichtet – wo es geht, hat man der Natur einen Teil der Arbeit überlassen. Wieder unten haben wir uns nach heute zwei „Stadtbesteigungen“ die bereits erwähnten Biere draußen in der Abendsonne redlich verdient.

Die dörfliche, ruhige Atmosphäre lässt uns wie Babys schlafen. Als wir bei strahlendem Sonnenschein unter blauem Himmel frühstücken, können wir nebenbei die gelassenen Aktivitäten der Dorfbevölkerung beobachten – Dorfkneipe und Dorfladen haben schon geöffnet, die Alten halten an unterschiedlichen Plätzchen in der Sonne ihren Klönschnack, kleine Trecker knattern durch den Ort, ein paar Hunde und Katzen stromern durch die Gegend – Idyll! Weiter geht es auf der N 239 und N 238 nach Castel Branco. Heute ist uns nicht nach großem Sightseeing (außerdem stehen wir nicht so auf Barock), aber zum Einkaufen und Tanken ist der Ort genial. Auf der N 6 fahren wir bis Retaxo und dann biegen wir auf die N 18 nach Vila Velha de Rodão ab. Hier, kurz hinter dem Ort, führt die Straße über den Tejo und von dieser Brücke aus kann man den 170 m tiefen Durchbruch des Tejo, das Felsentor mit der Bezeichnung „Portas de Rodão“, sehen und natürlich auch fotografieren. Wir müssen allerdings dafür hinter der Brücke etwas knapp auf dem Grünstreifen der besonders von Holz-Lkw stark befahrenen Straße parken, denn für diese Sehenswürdigkeit hat man aus welchen Gründen auch immer auf Parkmöglichkeiten verzichtet.

In Nisa halten wir, denn laut Reiseführer soll es hier einen tollen Schafskäse geben. Die Altstadt ist auch sehenswert – natürlich sind wir wieder während der Mittagszeit hier und die kleinen Läden sind alle dicht. Der einzige Supermarkt vor Ort hat zwar eine ganze Reihe lokaler Käsearten, aber nicht den aus dem eigenen Ort – schade! So zuckeln wir noch rund 12 Kilometer auf kleinen Straßen weiter zum empfohlenen Stellplatz am Stausee „Barragem da Póvoa“, laut Reiseführer im Sommer voll, im Winter vieel Platz! Denkste – Zivilisationsschock nach all der Ruhe der letzten Tage, es ist aber ja auch noch Herbst! Der eigentliche Stellplatz ist bis auf zwei Randplätze voll und eng, die Rastplätze am zugegeben großen Strand sind überwiegend schief und nicht als Stellplatz nutzbar, wo es geht, steht auch schon einer. Wir zählen locker 30 Autos und brauchen eine halbe Stunde, bis wir schließlich einen der letzten, halbwegs ebenen Plätze belegen. Stühle raus, Kopf schütteln, Bierchen trinken. Als Kathrin gerade mit dem Kochen beginnt, spricht mich ein deutsches Pärchen an, das hier privat bei Portugiesen zu Besuch ist und fragt mich, ob ich den Polizeiwagen (GNR) hinter mit gesehen hätte. Als ich das bejahe (die standen bereits eine Stunde dort und schrieben irgendwas), erzählen die Beiden etwas von einer zunehmenden Jagd auf Wohnmobile, Strafgeldern in Höhe von 2000 € und dass dies in Naturparks (in einem solchen stehen wir) umso drastischer verfolgt wird – sie wüssten allerdings nicht, ob das hier nun auch so wäre und wollten uns nur warnen. Nun – einerseits sind das keine Womofahrer und hier in der Gegend bei Portugiesen zu Gast, es könnte also sein, dass man uns das aus ganz anderen Interessen erzählt. Andererseits kennt man den Ärger ja schon aus Spanien und ein Naturpark ist das hier ja nun wirklich – auf Ärger und Stress haben wir echt keine Lust! Also was tun? Es wird bald dunkel, jetzt noch los? Also schaue ich mir die übrig gebliebenen Randplätze des offiziellen Stellplatzes an. Wenn wir rückwärts einparken und den Hänger mit den Rädern hinten auf der Kante parken, sollte es passen. Also parken wir um und stehen jetzt gar nicht mehr idyllisch in Nähe der Entsorgung und unter Bäumen (nur wenig Solar), aber dafür offiziell genehmigt.
Ihr könnt es euch sicher denken – natürlich gibt es keine Polizeiaktion, aber gut, dass wir mal drüber geredet haben! Jedenfalls hatten wir in der Nacht einen phantastischen Sternenhimmel. Wir brauchen wieder einmal einen Ruhetag und den nehmen wir uns. Am nächsten Tag fahren wir noch vor 10 Uhr vom Platz – für unsere Verhältnisse ist das ziemlich früh! – und fahren weiter über die zweite, größere Staumauer hinweg zur N 246 und hinauf auf 740 m nach Mavão, das wieder einmal zu den schönsten Bergdörfern Portugals zählt (…wie ein Adlernest…). Wir parken auf dem Stellplatz unterhalb der Stadtmauer (mit Superaussicht) und es geht zu Fuß erneut steil bergauf und durch die vollständig erhaltene Stadtmauer hinein in den Ort. Wir fotografieren viel in der schönen, weißen Ortschaft und kehren erst an den Toren des Kastells (siehe Titelfoto) um – die reißerische Aufmachung („Besuchen Sie die Festung, die nie eingenommen wurde“) und das verlangte Eintrittsgeld verhindern, dass wir Lust auf einen Besuch bekommen. Nun geht es zum ersten Mal seit langem auf einer Schnellstraße, der IP 2, über Portalegre nach Estremoz. Besichtigungstechnisch lassen wir beide Orte aus, aber in Estremoz lässt sich gut einkaufen. Über die N 18 erreichen wir unser heutiges Ziel Évora. Es geht auf gut zu fahrendem Kopfsteinpflaster einmal um die Stadtmauer dieses UNESCO-Weltkulturerbes herum zum großzügigen Stellplatz am „Schwimmlernzentrum“ – laut Reiseführer soll der Platz neben einem Krankenhaus liegen!? Es ist plötzlich warm (wir sind raus aus den Bergen), also duschen wir noch schnell, bevor wir uns zum Sightseeing in die Universitätsstadt begeben. Hier gibt es viel zu sehen (römischer Tempel, Aquädukt, alte Universitätsgebäude, jede Menge sakraler Kostbarkeiten, die wir Banausen immer nicht so zu schätzen wissen…) und die vielen Studenten bringen Leben in die Altstadt. Da wir heute einen ganz privaten Feiertag zelebrieren, gibt es heute etwas besonders Leckeres zu essen: Rosa gebratenes und in feine Tranchen geschnittenes Kalbssteak mit weißem Pfeffer auf einer nochmals verbesserten Portweinsauce „an“ Tagliatelle – dazu als „Feierwein“ ein edler Riesling (die letzte Flasche!) aus Bremm.

Die Nacht war stadttypisch etwas unruhig – Junge Menschen, die die Nacht über irgendwelche Parolen skandieren (aber richtig lange und ausführlich! Vielleicht gab es irgendeine Examensfeier?), Hundegebell, Straßenverkehr… eigentlich nichts Schlimmes, aber wir sind eben diese Stadtgeräusche im Moment nicht mehr gewohnt. Nach dem Frühstück haben wir den dringenden Wunsch, das schöne Wetter irgendwo draußen in der Natur zu verbringen. Kathrin entdeckt im Internet einen Parkplatz beim neu entstandenen Tourismusstrand am Stausee von Amieira. Das klingt gut, das probieren wir aus! Also fahren wir auf der N 18 bis Reguengos de Monsaraz und weiter auf der N 255 über Campo nach Amieira. Hier befindet sich seit Sommer 2019 (!) ein toller und nagelneuer Stellplatz auf einer Terrasse über dem Stausee. Außer uns steht nur ein anderes Wohnmobil hier – deren Insassen sind genauso begeistert wie wir und haben den Platz auch nur zufällig über Camp-4-Night entdeckt. Passt alles! Stühle raus, Ruhe und Sonne tanken mit einer herrlichen Aussicht über den tiefblauen See. Es gibt in geringer Entfernung sogar ein Restaurant, leider gibt es nur mittags richtige Küche, abends lediglich Aufbackpizza und Sandwiches. Das Wetter ist so mild, dass wir auch abends bis zum Zubettgehen draußen sitzen, seit langem wieder einmal unsere „Sternenbestimmapp“ nutzen und den fast kunstlichtfreien Sternenhimmel bewundern.
Wir haben uns vorgenommen, ab morgen noch ein paar Tage an der berüchtigten Algarve das Strandleben auszuprobieren und dafür den Stellplatz von Manta Rota ausgesucht. Der ist einer der wenigen Plätze, der direkt hinter den Dünen liegt und nahe an unserem „Aufschlagpunkt“ an der Küste, nämlich bereits in Nähe der spanischen Grenze. Wir suchen für heute einen Platz in kurzer Distanz dazu, da Manta Rota bei den Überwinterern heiß begehrt ist und Trixi und Harry (die wir ja bereits in Honfleur getroffen haben) berichten, dass man bis mittags noch Chancen hätte dort unterzukommen. Also geht es heute per IP 2 und N 122 über Beja und durch den „Parque Natural do Vale do Guardiana“ (Achtung: Auf 42 km keine Luchse überfahren!) flott nach Süden durch Mertola und an Alcoutim vorbei bis zum Stausee von Odeleite, genauer zum kleinen Ort Alcaria. Auch hier gibt es einen feinen Stellplatz mit Blick über die Landschaft und mit viel Glück auch über den Stausee. Also heißt es wieder: Stühle raus, Sonne tanken, Aussicht genießen. Abends ist das Wetter mild wie gestern, leider gibt es hier viel mehr Licht und so ist der Sternenhimmel lange nicht so eindrucksvoll wie gestern – aber als bescheidener Mensch freut man sich ja trotzdem! Was auffällt: Scheinbar ist allen anderen Mobilfahrern (Weißwarenbesitzer, Tupperdosenfahrer, Schuhkartoneigner…oder wie immer die abfälligen Bezeichnungen der Overlander für diese Gattung der Überwinterer und Langzeitsonnenanbeter noch heißen) das Fernsehprogramm wichtiger als die sie umgebende Natur – wir sitzen jedenfalls als Einzige draußen und genießen!
Zeitumstellung – entsprechend früh sind wir dran. Kann ja nicht schaden, wenn man rechtzeitig auf diesem begehrten „Emplacement“ ein Eckchen abhaben möchte! Also rufe ich kurz vor 9 Uhr Harry an und der bestätigt, dass noch zwei bis drei Plätze frei sind. Zudem verspricht er auch noch netterweise, einen Platz für uns freizuhalten. Also Motor an und knapp 40 Minuten später sind wir da. Wir können inzwischen (da sind noch welche abgefahren) sogar auswählen und stehen ein paar Minuten später als „Sehenswürdigkeit“ (wir sind die Einzigen mit Allrad und Fernreisefahrzeug) ordentlich eingereiht auf dem Platz. Hier werden wir ein paar Tage bleiben, Strand, Wasser, Waschsalon und Restaurants (es beginnt super: dickes Thunfischsteak in Senfsauce, Bacalhaufilet in Petersilien- und Knoblauchkruste!) besuchen und uns dann weiter nach Spanien begeben – der Nationalpark „Donãna lockt uns, denn hier waren wir das letzte Mal vor 35 Jahren. Wir wollen sehen, ob es noch genauso schön ist wie damals und vielleicht haben wir ja auch Glück, außer den regulären Bewohnern (Flamingos, Purpurhühnern…) auch noch Kraniche auf dem Durchzug zu sehen, aber davon dann im nächsten Blogbeitrag mehr.