Es ist nicht zu fassen – seit dem „Zwischenspiel“ bei Kerkamm sind bereits wieder zwölf (!) Wochen ins Land gegangen, viel ist seither passiert, allerdings erst gestern etwas in Sachen „Gewährleistungsansprüche“ (wir haben uns inzwischen von verschiedenen Seiten belehren lassen, dass es sich bei unserem Problem nicht um Garantieansprüche handelt!) – bis dahin ist da eher weniger passiert. Aber der Reihe nach:
Es ist Mai, die Aktivitäten nehmen zu. Zuerst sind wir auf dem zweiten Treffen von Bimobilfahrern in Neukirchen (Rhön) auf dem Stellplatz der Firma Hühnerkopf. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, über die nötigen finanziellen Mittel, die man benötigt, um Arbeiten – welcher Art auch immer – von diesem Betrieb durchführen zu lassen, eher nicht: Entweder man hat es oder aber man hat es eben nicht. Aber worüber sich ebenfalls nicht streiten lässt: In dieser Firma wird sehr gute, handwerklich saubere Arbeit geleistet und Mitarbeiter wie auch oder vor allem der Chef selbst sind mit viel Herzblut dabei, davon konnten wir uns auf einer ausführlichen Werksführung überzeugen und vor allem gilt: „Geht nicht gibt’s nicht“! Wenige Millimeter dicke Echtsteinoberflächen, edle und seltene Furniere, in alle möglichen und unmöglichen Formen gebogene Hölzer…. Danach gab es noch eine Fragerunde zum Thema „Sprinter“ mit einem Mercedesmitarbeiter, die informativer war, als wir vermutet hatten.
Auch noch wichtig: Im Restaurant, das zum Stellplatz gehört (oder gehört der Stellplatz zum Restaurant?), grillt der Firmenchef auch öfter persönlich und unser Tipp dazu: Die Spareribs isst man nicht nur einmal!! Das Treffen mit den Bimobilern ist auch in diesem Jahr wieder informativ, sehr harmonisch, ziemlich lustig (Entschuldigung noch einmal an die Platznachbarn, die unsere Runde und ihre Lachsalven bis weit nach Mitternacht ertragen mussten!) und wird, so hoffen wir, im nächsten Jahr wiederholt!?
Nach einer Zwischenübernachtung auf dem Stellplatz in Kitzingen direkt am Main (sehr beliebt, extrem voll, muss man mögen!), die nötig wurde, da wir am nächsten Tag einen Termin in Marktbreit bei der nicht ganz unbekannten Firma Iglhaut haben, liefern wir dort um 8 Uhr morgens unsere Exe ab. Sie bekommt nun ihre ersten „Wanderschuhe“, die von uns heiß geliebten und in den USA bereits fast 100 000 km lang gefahrenen BF Goodrich AT in der Version „Baha Champion“ und genau da, in Mexico, haben wir sie auch schon vor 12 Jahren mit Begeisterung auf unterschiedlichsten Pisten gefahren. Die Stahlfelgen behalten wir, da die Reifen aber um einiges größer sind als die Serienpneus, brauchen wir noch eine Tachoanpassung, einen Umbau der Reserveradhalterung und eine TÜV-Abnahme.
Das alles wird an einem Tag erledigt. Wir machen derweil bei schönstem Wetter eine Radtour am Main entlang und kommen zufällig beim Händler „Maincamp“ vorbei. Wir stöbern gerne in Campshops, finden meist auch irgendetwas brauchbares – in diesem Fall sogar einiges mehr! – und halten Klönschnack mit der Eigentümerin. Es geht um die Notwendigkeit von gutem Service und Kompetenz in zumutbarer Entfernung vom Wohnort und als zur Sprache kommt, dass wir aus dem hohen Norden stammen, fällt von unserer Seite sehr schnell der Name „Kerkamm“ und die Reaktion der Mitarbeiter darauf: „Ach herrje!“ Das verblüfft uns nun doch ein wenig, denn schließlich ist Bayern mehr als nur ein paar Kilometer von Schleswig-Holstein entfernt. Wir fragen natürlich nach, was damit gemeint ist, und bekommen zur Antwort: „Na ja, in der Branche hört man so einiges und es spricht sich viel herum!“ Mehr wollte man uns dazu lieber nicht sagen – ist aber schon deutlich genug, oder?
Zum Feierabend holen wir den Wagen ab und fahren, da es ja nun schon etwas später ist, gleich gegenüber auf den Stellplatz beim Italiener. Das Restaurant ist sehr zu empfehlen und entsprechend gut besucht, aber auch diesen Stellplatz muss man mögen, denn er liegt zwar in Mainnähe, aber auch sehr nahe an der gut befahrenen Bundesstraße und das hört man!
Nun tuckern wir gen Süden, denn am Freitag beginnt die Hausmesse bei Bimobil. Da wollten wir sowieso hin, außerdem möchte sich der Chef mit uns in Ruhe über Kerkamm unterhalten. Der Hauptgrund ist allerdings die Aufspielung neuer Software durch die auf der Messe vertretene Firma CS-Elektronik, die die Fahr- und Schalteigenschaften des ohnehin guten Sprinters tatsächlich noch weiter verbessert, wie wir inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“ konnten und ein Zusatzgerät mit spezieller Software, das durch „idiotensichere“ (!) Bedienung in Ländern, die noch keine oder nur mangelhafte Adblue-Versorgung haben, den Betrieb ohne eben diese Substanz zulässt – aber deutlich: Erst dort installieren und betreiben, da in Deutschland verboten! Außerdem hat das Gerät noch Softwareanpassungen für schlechten Diesel und große Höhen an Bord, die uns auf späteren Fahrten hoffentlich noch helfen werden. Das Gespräch mit dem Bimobil-Chef findet dann doch nicht statt, denn er ist gefordert und wir wollen am frühen Nachmittag langsam wieder gen Norden aufbrechen. Kathrin muss am Montag wieder arbeiten – die letzten Wochen vor der Freistellung sind für sie noch einmal ziemlich hart!
Wieder zu Hause beginnen wir damit, das zu erledigen, was die „Profis“ nicht hinbekommen: Ich kümmere mich um einen Herd, wie wir ihn wollen, also mit elektrischer Zündung. Es dauert nicht lange (wir haben schon auf dem letzten Caravan-Salon recherchiert!) und wir haben den Herd, den es angeblich nicht gibt, gefunden: Bei Knaus wird er in unterschiedliche Modelle eingebaut und zum Glück vertreibt unser örtlicher Reisemobilhändler genau diese Marke. Kurz nachgefragt, ob man bereit sei, dieses Modell als Ersatzteil zu ordern und bei uns einzubauen – „Kein Problem!“ – und ein paar Wochen später ist das Teil drin und meine Kathrin glücklich. Ok, nun haben wir noch „Ersatzteile“ wie Brenner und Zündsicherungen auf dem Boden und billig war der Spaß mit 500 € auch nicht gerade, dafür wurde ein anderes Problem gleich mitgelöst: Für den Aus- und Einbau musste der Kühlschrank raus und wunderbarerweise weiß man hier scheinbar, wie man einen Kühlschrank so einbaut, dass er nicht brummt, schüttelt und klötert, denn nun haben wir einen fast lautloses Gerät – und das bei einem Kompressormodell! So geht es doch auch!
Bei der Hausmesse haben wir Bimobil-Kollegen getroffen, die uns erzählten, dass es bei häufiger Benutzung besser ist, den Glühstift der Truma-Dieselheizung nach zwei bis drei Jahren sicherheitshalber zu wechseln. Also tun wir das und das ist auch gut so (danke für den Tipp!), denn das gute Stück ist doch bereits ziemlich angegriffen, darf allerdings noch als Notersatz mit auf die große Tour.
Damit unsere Termine nicht durcheinander geraten, spreche ich einmal wieder mit meiner Anwältin, wie wir das Verfahren eventuell beschleunigen können. Sie mahnt zu Geduld, denn nach Zugang des Urteils hat Kerkamm einen Monat Zeit, um Widerspruch einzulegen. Erst danach kann der nächste Schritt erfolgen, nämlich die Beantragung eines Zwangsvollstreckungsverfahrens beim Amtsgericht. Das dauert wiederum (Überlastung der Gerichte!) und erst dann kann ich die Lackierung durchführen lassen ohne das Geld dafür vorstrecken zu müssen. Ja, ja, Recht haben und Recht bekommen….
Wir überlegen: Inzwischen ist Juni, nach der Lackierung soll der Wagen noch Steinschlagfolie bekommen und dann muss ja auch noch wieder neu versiegelt werden. Beschluss: Nun ist es auch egal, wir beauftragen den Lackierer und legen das Geld zuerst einmal aus. Gesagt, getan und wenig später steht Exe wieder wie aus dem Ei gepellt da und wir sind noch einmal fast 2000 € ärmer!
Eine Woche später geht es zum Offroad-Training nach Stadtoldendorf, zu dem auch noch ein Kurs in „Remote Medicine“ gehört. Ich hatte an dem Training bereits im letzten Jahr im Offroadpark Geisingen in der Nähe des Bodensees teilgenommen, da musste Kathrin leider noch arbeiten. Nun aber hat sie ihre letzten Wochen Arbeit vor sich und Stadtoldendorf liegt so nahe, dass die Fahrerei trotz Ferienbeginn in Niedersachsen und 22 km Stau auf der A 7 eine Teilnahme ermöglicht. Auch sie ist der Meinung, dass sich das Training unbedingt lohnt: Neben dem Spaß beim Fahren lernt man sein Reisemobil und seine Grenzen viel besser kennen als im Alltagsbetrieb und die realistischen Szenen bei den Erste-Hilfe-Übungen des Medizinkurses sind sehr hilfreich – u.a. auch was die Schulung des eigenen Gefahrenbewusstseins betrifft. Ganz „nebenbei“ kommt auch noch heraus, dass der einfach bereifte Sprinter in der 3,5 t Version doch weit mehr kann als man denkt und das Fahrverhalten ist dabei immer so, dass man die Komfortzone nicht verlässt.
Wieder zurück, wird Exe im vorderen Wagenbereich bis zur Windschutzscheibe foliert. Leider können wir für die Windschutzscheibe selbst nichts tun – der Wagen ist 2 ½ Jahre alt und hat bereits die dritte Scheibe. Mercedes selbst sagt, das liege daran, dass die Windschutzscheibe inzwischen als tragendes Bauteil eingesetzt wird und daher immer unter Spannung steht. Andere Experten meinen, der Grund wäre, dass die modernen Autos alle auf CW-Wert getrimmt sind, die Steine würden also während ihres Fluges quasi in Richtung Windschutzscheibe gelenkt – da müssen wir dann wohl oder übel mit leben!
Weiter geht es mit den Terminen: Ersatzteile bestellen und einpacken, Werkzeug prüfen und ergänzen, einen vernünftigen Kompressor (ARB) einbauen, Arzttermine zwecks Gesundheitschecks wahrnehmen und Reiseapotheke auffüllen, Terminvereinbarung mit dem Versiegler… nur in Sachen Gewährleistung hören wir nichts – bis gestern!!!
DasTelefon läutet und meine Anwältin meint, es wäre etwas ganz besonderes geschehen: Der Geschäftsführer von Kerkamm hätte sich gemeldet, nachdem er die Androhung der Zwangsvollstreckung (endlich!) auf dem Tisch liegen hatte. Wer bis hierher durchgehalten hat: Was meint ihr, was er gefragt hat? Richtig: Ob man da nicht etwas drehen kann, er wäre doch nun wirklich willig! Stand der Dinge heute: Er überweist einen größeren Betrag, der die Lackierungskosten ganz und die noch fehlenden Arbeiten wenigstens teilweise abdeckt. Nach den noch zu erfolgenden Restarbeiten wird dann endabgerechnet. Mein „Braves Schaf Verhalten“ hat inzwischen scheinbar sogar auf meine Anwältin abgefärbt, denn sie erklärt sich bereit, dass Zwangsvollstreckungsverfahren gegen Kerkamm zu stoppen, wenn das Geld schnell überwiesen wird. So ersparen wir Kerkamm wieder einiges an Kosten, lediglich die Anwalts- und Verwaltungsgebühren werden wieder fällig, aber das kennt er ja bereits. Eigentlich wäre dafür langsam mal ein kleines „Dankeschön“ fällig!?
Nur einen Tag später steht plötzlich und vor dem abgemachten Termin der Versiegler von aps21 vor der Tür und nun ist Exe mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten reisefertig. Wir nutzen jetzt noch die letzten verbleibenden Wochen dazu, Haus und Hof auf die längere Abwesenheit vorzubereiten, Nachbarn zu informieren, Freunde in ein paar Geheimnisse einzuweihen und dann kann es hoffentlich losgehen.