Vorbemerkung: Das Konzept „Bimobil EX 366“ überzeugt: Eine gute Isolation, doppelte Türdichtungen, die so dicht schließen, dass vorne die nicht verriegelte Tür aufspringt, wenn man hinten die Stauraumklappe schließt. Ein schlichter, aber dafür sehr haltbarer Möbelbau, ein pflegeleichter und gut zu reinigender Fußboden, glatte, leicht abwaschbare Wände und das alles extrem raumsparend untergebracht.
Wie wir nun nach mehreren Wintern feststellen durften, hat dieses Konzept aber auch einen Nachteil: Der kleine Innenraum, bewohnt von zwei Menschen, die gerne und viel kochen, gut abgedichtet und mit glatten Wänden versehen… das gibt Probleme mit Kondensat! Es fehlt Material, das die unterschiedliche Luftfeuchtigkeit im Innenraum ausgleicht, also aufnimmt, wenn es zu feucht ist und abgibt, wenn es zu trocken ist. Oft wird dafür Teppich an die Wände geklebt, auch Gardinen oder ein fetter Teppich/Fußbodenbelag können da helfen. Die Reisenden von „Mr. Pink goes Asia“ haben sich sogar Dekofilz an die Wände geklebt, ist sicher sinnvoll. Aber das wollen wir alles nicht. Bitte keine zusätzlichen Staubfänger! So wie es ist, kann man gut und leicht sauber machen, denn wie es z.B. trotz guter Dichtungen nach einigen Tagen Pistenfahrt drinnen aussieht, kennen viele von euch persönlich oder können es sich wahrscheinlich zumindest vorstellen.
Ein weiteres Problem hat uns dann auf eine Idee gebracht: Die sehr kompakte, niedrige Bauweise hat leider auch zur Folge, dass Exe keinen doppelten Boden zu bieten hat. Die Sitzgruppe steht zwar auf einem beheizten Podest, das ist auch absolut okay so. Aber der Gang selbst ist eben nicht beheizt und das spürt man im Winter trotz überreichlicher Heizleistung: Es ist fußkalt! Wir haben vor langer, langer Zeit selbst Mobile ausgebaut und eines davon haben wir an Wänden und Decke mit Kork verkleidet. Vom Raumklima dieses Autos schwärmen wir noch heute: Keine feuchten Ecken irgendwo, eine gleichmäßige Wärmeverteilung im kompletten Fahrzeug und auch akustisch extrem angenehm. Daran hat sich meine Kathrin erinnert und seither reifte die Idee heran, den Fußboden wie die Innenseiten der Türen mit Kork auszulegen.
Wie so oft dauert es dann von der Idee bis zur Ausführung derselben eine geraume Zeit. Haupthindernis war die Materialwahl. Klar, Kork war gesetzt. Aber es gibt da immens viele und unterschiedliche Qualitäten. Wie dick muss bzw. darf es werden (es gibt Klappen und Türen, die wir weiterhin noch öffnen wollen!) und wie verlegt man so, dass es auch hinterher noch hübsch aussieht? Der Kork muss eine dichte Oberfläche haben, denn Staub und Dreck sollen oben aufbleiben und nicht darin verschwinden. Lacken dürfen wir aber nicht, denn wir wollen ja den klimaausgleichenden Effekt nicht verlieren.
Also hat meine ausdauernde Frau immer wieder das Internet heimgesucht, hat recherchiert und dabei schon einmal festgestellt, dass Kork, wie er in Wohnungen verlegt wird, unseren Ansprüchen nicht genügt. Aber dann findet sie (leider wieder einmal im besonders „preiswerten“ Yachtbau) den „Marine Kork“. Der ist so robust, dass er nicht nur innen, sondern auch außen auf Schiffen verlegt wird. Lässt er sich nicht mehr reinigen, wird er einfach wieder sauber geschliffen. Die Haltbarkeit soll besser sein als vom normalerweise oft verwendeten Teak. Mit Dicken von vier bis sechs (auf Wunsch bis 12!) Millimetern findet sich für unseren Fußboden bestimmt auch an jeder Problemzone eine Lösung. Den Boden kann man umweltfreundlich ölen… und das Beste: Sitz der jungen Firma (https://marinekork.com) ist Kappeln an der Ostsee, also gerade einmal 1½ Fahrstunden von unserem Zuhause entfernt. Zeit ist durch Corona genug da, also gehen wir wieder einmal ein neues Projekt an, wie es heute so schön heißt.
Im Oktober tuckern wir auf den Kappelner Stellplatz und treffen uns auch gleich noch mit unserem alten Kumpel Peter. Dank Corona und Reisemobilboom bekommen wir am Dienstag mittags gerade noch ein angenehmes Plätzchen. Kurze Zeit später ist der Platz überbelegt und wir haben einen Kuschelnachbarn, der netterweise wenigstens so viel Platz lässt, dass wir die Tür noch öffnen können. Was soll’s. Wir besuchen Jochen Wilde, den Chef von „Marine Kork“, bei dem wir uns vorher angemeldet hatten. Ausführlich und stundenlang werden wir beraten, Jochen kommt auch mit zum Auto, um sich die geplante Aktionsfläche nebst Problemzonen anzuschauen. Er bietet auch die einzelnen Komponenten wie Kork, Kleber und Öl für den Selbstausbauer an. Doch für uns steht nun der vorläufige (!) Plan fest: Wir bekommen spezielles Schablonenpapier und Mask Tape und Kathrin wird die benötigten Teilschablonen selbst fertigen, denn das spart schon einmal ein paar hundert Euro.
Wie es wahrscheinlich nicht nur uns dann ergangen ist: Das Reisemobilverbot hat unseren Tatendrang für ein paar Monate extrem ausgebremst – man hat einfach keine Lust zu größeren Aktivitäten, wenn keinerlei realistische Perspektive für Touren geschweige denn Übernachtungsmöglichkeiten in Sicht sind. Über Weihnachten ein Wohnmobil-Dinner, ein paar Übernachtungen an Wochenenden bei Freunden – das war’s denn auch schon. Ein paar Wochen vor Ostern sieht das dann schon anders aus. Nicht, dass sich irgendwelche Perspektiven auftun würden, aber das Wetter, die Natur, die längere Helligkeit… außerdem sind Haus und Hof so ziemlich durchrenoviert, nun ist Exe wieder einmal dran. Die Schablonenanfertigung frustriert meine Frau dann aber doch ein wenig, denn es ist gar nicht so einfach, ohne Übung wirklich exakte Schnittvorlagen zu fertigen und Jochen hatte schon im Herbst angemerkt, dass Schablonen bei zu geringer Passung eventuell nachgefertigt werden müssten. Also eine Menge Arbeit, nur damit die Experten hinterher sagen: „Damit können wir nicht arbeiten!“? Bei dem zu erwartenden Gesamtpreis (Wie hieß es doch schon vor langer Zeit über die Kosten bei Yachtis: Segeln ist wie unter der Dusche stehen und Hunderteuro-Scheine zerreißen!) fallen die einzusparenden Kosten nicht so sehr ins Gewicht, außerdem haben wir während Corona (leider zwangsweise) einiges an „Fahrgeld“ gespart und die Firma kann sich außerdem nicht auf laienhaftes Zuarbeiten berufen, sollte etwas nicht stimmen.
Also ruft meine Kathrin zügig bei Jochen an, denn wir befürchten, dass es schwierig werden könnte, einen Termin zu bekommen – die „Slip-Zeit“ beginnt gerade und zu Ostern möchten sicher eine Reihe von Seglern ihr Boot im Wasser haben und dann hat Jochens Firma, die noch eine Menge anderer Arbeiten an Booten durchführt, sicher einiges zu tun. Aber ein kleines Wunder: Nicht zuletzt wegen des recht kalten, polaren Klimas passiert im Moment noch nicht viel und wir können Exe ein paar Tage später bereits in Kappeln abgeben. Nach einer weiteren, mehr als zwei Stunden langen Besprechung lassen wir Exe erwartungsfroh zurück. Weshalb die Besprechung so lange gedauert hat? Marine Kork fräst Linien in den Kork, die hinterher schwarz ausgefüllt werden. Eigentlicher Grund: So wird das seglertypische Stabdeck nachgebildet. Die Diskussion über das richtige Design hierfür dauert schon einmal. Dann kommt aber noch dazu, dass sich die Segler auch gerne noch kleine Gimmicks fräsen lassen – z.B. die berühmten Kompass-Windrosen. Kathrin und mir würde eine Grafik unserer Exe an den beiden Türen (Durchgang nach vorne und Wohnraumtür) gefallen. Die hat Kathrin auch schon liebevoll auf dem Zeichenbrett und am Rechner vorbereitet. Zwei Wochen später, also noch direkt vor Ostern, soll alles erledigt sein.
Schwärzen Egli schleift Grafik frei Es wird! Fertig!
Die Zeit geht ins Land, zu Ostern sind wir bei Freunden eingeladen, also rufen wir kurz vor dem vereinbarten Termin an und – wer von unseren treuen Lesern hätte etwas anderes erwartet? – nichts war bis heute geschehen! Es ist eben doch so einiges dazwischen gekommen und Stammkunden kann man nun einmal nicht warten lassen, wenn das Schiff quasi schon am Haken hängt! Wir betonen, dass wir Exe nicht über Ostern irgendwo zwischen Booten im Winterlager stehen lassen werden und zum vereinbarten Termin dort sein werden, um sie nach Hause zu holen. Die Überraschung: Als wir Exe abholen, sind tatsächlich alle Schablonen fertig! Zusammen mit Egli, dem Spezialisten für CAD und CNC-Fräse, überprüfen wir die korrekte Passform der Schablonen, bessern zusammen hier und dort ein wenig nach (selbst Spezialisten passieren Fehler, also alles richtig gemacht!) und besprechen noch einmal die Grafiken, die per AutoCAD nur sehr aufwändig (und damit wegen der Arbeitszeit auch teuer!) anzufertigen sind. Anschließend fahren wir trotz der Terminverspätung sehr zuversichtlich nach Hause.
Eine Woche nach Ostern klingelt an einem Montag gegen 15 Uhr das Telefon: Egli verkündet, dass alle Teile gefräst und einbaubereit sind. Wenige Minuten später sitzen wir in den Autos und fahren Exe nach Kappeln. Dann legt sich „Marine Kork“ richtig ins Zeug und zwei Tage später können wir Exe bereits wieder in Empfang nehmen. Wow, das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen! Die Qualität des Korks, die Passgenauigkeit, das Design (natürlich besonders auch der beiden von Kathrin entworfenen Grafiken: Einmal Exe von rechts, einmal von links!)…da sieht man auch wieder, dass im Seglerbereich eine andere Arbeitsqualität erwartet wird als sie – leider – in der Reisemobilbranche üblich ist!
Durchgang Wohnraumtür Eingang Gang und Podest
Zum Preis sagen wir hier nichts, denn der kommt in jedem Fall extrem individuell zustande. Zur Zufriedenheit können wir „dank“ Corona auch noch nicht viel sagen. Eine Kurztour zu einem erneuten Womo-Dinner hat uns bis jetzt begeistert: Keine Fußkälte mehr, scheinbar schnellere Aufheizzeiten und zumindest während der zwei Tage eine deutlich herabgesetzte Luftfeuchtigkeit. Selbstverständlich ist das nur eine erste Momentaufnahme. Bis jetzt sind wir jedenfalls (mit Ausnahme der nicht zu knappen Rechnung, aber „ist ja nur Geld“!) hoch zufrieden und der Tipp an alle: Beschäftigt euch doch einmal mit dem Thema „Kork“, es gibt viele Lösungen – „Marine Kork“ ist jedenfalls unserer Meinung nach hier das „Highend – Produkt“!
Anmerkung zum Schluss: Wir haben keinen Preisnachlass (auch nicht im einstelligen Eurobereich!) erhalten, dieser Blogbeitrag schildert lediglich unser Projekt und nebenbei verdienterweise die wirklich gute Arbeit der Firma „Marine Kork“.