Eine T-Shirt Geschichte

Am Sonnabend vormittag nutze ich eine Schneepause und fahre mit dem Mobil nach Kapfham, das liegt bei Bad Griesbach, zu „Hosen Kötter“ – was für ein Name, hätte mir eigentlich klar sein müssen, das da noch etwas kommt! Der Besucherparkplatz ist komplett leer – ich bin der einzige Kunde! Ich kaufe nicht gern Klamotten, aber Winterschlussverkauf plus 20 % zusätzlichem Nachlass kann man auch schlecht ignorieren – also tief Luft holen und rein in die Höhle des Löwen. Sofort steuert ein Verkäufer auf mich zu und fragt nach meinen Wünschen – na ja, eben einziger Kunde! Ich frage nach Outdoorhosen und in meiner Größe sind tatsächlich noch zwei Exemplare mit Cargotaschen vorrätig: Eine in oliv, die andere in einem eher farbenfrohen, tja… Curry? Gelb? Helles Ocker? Egal, Hose passt, ist aus tollem wind- und wasserdichten Material und warm, also was für das nordeutsche Klima und meine Kathrin meint sowieso, ich würde immer langweilige Farben bevorzugen – also mutig für „farbenfroh“ entschieden und bereits nach wenigen Minuten an der Kasse, so muss das sein! An der Kasse sitzt am Sonnabend der Besitzer persönlich. Er schaut grinsend auf mein T-Shirt, das einen meiner Lieblingssprüche ziert: „Common Sense is not for Everyone“. Früher hat er mit selbst designten Shirts seinen Lebensunterhalt verdient und dann erzählt er die folgende Geschichte:

Sein bester Freund hat 40-jährigen Geburtstag und es ist schwierig,ein geeignetes Geschenk zu finden. Dann die Idee: Der Freund fährt gerne Motorrad mit Beiwagen und macht viele Geschäfte mit Saudi-Arabien – er stellt hochwertige Lautsprechersysteme in aufwändiger Handarbeit her. Also bekommt er ein entsprechendes T-Shirt, auf dem in Frontalansicht ein Motorrad mit drei (!) Beiwagen zu sehen ist. Auf der Maschine selbst sitzt ein Scheich, in den drei Beiwagen seine drei Haremsdamen. Sieht richtig gut aus, die Feier kann kommen! Am Geburtstag wird das Geschenk dem Freund überreicht, dessen Ehefrau schaut neugierig beim Auspacken zu. Plötzlich betretenes Schweigen, keine Freude, keine Lachsalven. Im Gegenteil: Die holde Gattin holt laut hörbar tief Luft und schnauzt ihren Mann an: „Toll, scheint ja schon überall rum zu sein!“ und verschwindet wutschnaubend im Nebenzimmer. Die Gäste schauen ziemlich dumm aus der Wäsche, keiner kann sich einen Reim darauf machen, was das Ganze bedeuten soll. Dann kommt kleinlaut die Erklärung durch das Geburtstagskind: Seine Frau hatte gestern (!) herausgefunden, dass ihr Mann neben ihr auch noch gleich zwei Freundinnen beglückt – so etwas nennt man wohl einen Volltreffer!!

Erst als ich bereits immer noch grinsend im Auto sitze, überlege ich, ob das wohl der ausschlaggebende Grund war, weshalb hier jetzt nur noch Hosen verkauft werden?