Auto fahren

Autofahren kann jeder…also fast jeder. Es gibt nur ganz wenige, die dazu nicht in der Lage sind und das aus unterschiedlichsten Gründen – nein, darum geht es mir hier nicht. Es geht eher um die Auffassung, was man unter Autofahren versteht, welchen Regeln es gehorcht (oder gehorchen sollte!), welche Vorschriften in welchen Ländern gelten, wie sie konsequent missachtet werden, manchmal sogar von der Polizei – davon möchte ich hier berichten. Manchmal erlebt man auch etwas, von dem man nicht weiß, ob es überhaupt nach irgendwelchen Regeln abläuft, ob es in böser Absicht geschieht, durch gedankenloses Verhalten verursacht wird oder vielleicht mit irgendeiner fremden „Volksmentalität“ begründet werden kann. Wenn man so durch die Welt reist und in verschiedenen Ländern für einige Zeit lebt, dann kommt man in Situationen, in denen man leise zu sich sagt: „Was soll das denn?“, „Warum tut der/die das?“, „Nee, nä?!“ oder auch einfach nur „Hääh?!“ Die hier geschilderten Erlebnisse sind nicht immer auf die Länder beschränkt, in denen sie uns passiert sind – manche gibt es, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung, fast überall.

 

Einfädeln: Das birgt überall in der Welt Konfliktpotential. In den Philippinen muss man sehr häufig einfädeln, besonders in Manila, denn es herrscht eigentlich die meiste Zeit über Dauerstau. Die EDSA, eine der Hauptverkehrsstraßen, wenn nicht gar die Hauptverkehrsader der Stadt, hat pro Fahrtrichtung sieben bis acht Spuren. Die rechten drei bis vier gehören dem öffentlichen Nahverkehr, also den typischen Jeepneys und den, häufig uralten, Bussen, die mit ihren Dieselfahnen für schwarzen Nebel sorgen. Nach jeder Haltestelle herrscht „Einfädelchaos“, wenn etliche Fahrzeuge im Dauerstau versuchen, von den Haltespuren weg und weiter nach links außen zu kommen, um sich anschließend zur nächsten Haltestelle zu stauen und dabei eine Kettenreaktion auslösen. Hier lautet die wichtigste Regel (und die gilt eigentlich für die meisten asiatischen Länder!): Beim Spurwechsel nicht zurückschauen, sondern einfach fahren. Nimmt man Blickkontakt auf, hat man verloren, denn dann weiß der Fahrer in der Nebenspur, dass er gesehen wurde – dann liegt die Verantwortung beim Einfädelnden. Schaut man jedoch nicht, dann kann man ja auch schließlich gar nicht wissen, dass in der Nebenspur jemand steht, dem man geradewegs in die Stoßstange zu fahren droht. Das klappt meistens ganz gut, denn alle Fahrer wissen, wie es um Polizei, Autoversicherung und solche Sachen in den Philippinen bestellt ist. Ab und zu jedoch treffen zwei Sturköpfe aufeinander und dann dauert es meistens nicht lange, bis zwei Fahrzeuge so dicht stehen, dass jeder weitere Zentimeter zu unvermeidbarer „Feindberührung“ führen würde. Das ist der Nachteil der philippinischen „Einfädelmethode“: Würde der Spurwechselnde sich jetzt umdrehen, dann müsste er zurück und würde sein Gesicht verlieren, was seine Lage verschlimmern würde. Der Gegner würde jedoch ebenfalls sein Gesicht verlieren, denn er ist offiziell im Recht und hat durch seine Fahrweise deutlich gemacht, dass er auch vorhat, darauf zu beharren. Das sieht dann erst einmal so aus, als gäbe es keine Lösung – beide Kontrahenten sehen in verschiedene Richtungen und nichts bewegt sich! Da so etwas aber nun von Zeit zu Zeit immer wieder vorkommt und auch der asiatische Langmut seine Grenzen hat (schließlich staut sich der Verkehr hinter den beiden Streithähnen ja nun noch zusätzlich), gibt es die Möglichkeit der Vermittlung: Es findet sich immer jemand aus den dahinter stehenden Fahrzeugen, der die Moderation übernimmt. Er geht zu dem einen, dann zu dem anderen Fahrzeug, macht Vorschläge zur Lösung und nach kurzer Zeit fahren beide (das ist wichtig!) Fahrzeuge ein wenig zurück. Dann stellt sich der Vermittler nach Belieben vor eines der Autos und plötzlich ist alles ganz einfach – zuerst der eine, dann der andere…und die Bahn ist wieder frei. Es gibt allerdings auch Situationen, bei denen der Vermittler überflüssig ist: Wir müssen abschleppen, zwischen den Autos befindet sich ein Seil….alles klar? Ist aber passiert und in diesem Fall gab es für den Drängler nicht den Hauch einer Chance, sein Gesicht zu wahren und das Gegrinse der anderen Fahrer musste er auch noch aushalten – Schicksal!

 

Überholen: Hier gehe ich nicht auf das „normale“ rücksichtslose Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer in Europa ein, also schneiden, auffahren, lichthupen oder sowas – nein, es muss schon etwas härter sein! Aus Asien oder Mittelamerika (sicher auch aus Südamerika, aber da waren wir noch nicht!) kennt man die „harmlose“ Variante: Landstraße, Gegenverkehr, ein Bus setzt zum Überholen an und man weiß genau, dass man jetzt Platz machen muss, denn der bleibt auf alle Fälle bei seinem geplanten Vorhaben und führt das zu Ende, was er begonnen hat.

 

Eine Spur härter ist es z. B. in Georgien. Hier wird das Überholen durch die Benutzung einer Lichthupe sozusagen legitimiert, also zur offiziell erlaubten (wenn auch nicht von der Polizei oder dem Gesetzgeber abgesegneten) Handlung. Wenn auf der Gegenspur jemand zum Überholen ansetzt, egal ob Pkw, Bus, Lkw oder Lieferwagen, so zeigt er durch Betätigung der Lichthupe dem Gegenverkehr an, dass er zuerst auf diese Spur gewechselt ist und der Gegenverkehr nun bitte gefälligst, wenn vorhanden, die Standspur, ansonsten den Seitenstreifen oder notfalls den Straßengraben aufsuchen möge, denn diese Spur ist ja nun deutlich sichtbar besetzt. In seltenen, aber durchaus erlebbaren Fällen (z. B. beim Überholen von Traktoren) kommen einem gleich zwei Fahrzeuge nebeneinander auf der eigenen Spur entgegen – dann wird zusätzlich zur Lichthupe auch noch das akustische Pendant bedient, denn schließlich ist es dann zwingend notwendig, richtig auszuweichen!

 

Eine andere, besonders „nette“, weil überraschende Methode ist das „beidseitig von hinten“ ausgeübte Überholen. Man schaut in den Rückspiegel, sieht, wie jemand trotz Gegenverkehr zum Überholen ansetzt. Verantwortungsvoll lenkt man nach rechts in Richtung Straßenrand, damit für alle genug Platz ist, und in dem Moment hupt es alarmierend, denn da kommt jemand gerade knapp am Straßenrand entlang auf der rechten Seite vorbei. Besonders schön und menschlich ist es dann, wenn der rechts Überholende einem zum Abschluss noch den Stinkefinger, den Vogel oder was weiß denn ich für ein beleidigendes Zeichen gibt, weil man ihn durch das Ausweichmanöver ja so was von erschreckt hat!

 

In manchen (nicht gerade zentraleuropäischen) Ländern ist es in Baustellen üblich, die Straße vor dem Neubau komplett wegzureißen und es dem Verkehr während der Neukonstruktion demokratisch und liberal selbst zu überlassen, auf welchen Wegen und wie er sich durch Dreck und Schlammlöcher wühlt. Während unserer Anwesenheit in Albanien war die Hauptstraße durch Gyrokastra eine solche Baustelle. Knapp vier Kilometer „Allradpiste“ durch eine der größten Städte Albaniens, dazu noch eine der Hauptverkehrswege von Nord nach Süd. Entsprechend viele Fernlastzüge gibt es, große 40-Tonner Sattelzüge, die genau dafür nicht gebaut wurden und nun in maximal Schrittgeschwindigkeit die Baustelle in beide Richtungen passierten. Quizfrage: Wie überholt man in solch einer Situation? Na klar, über den Bürgersteig! Sollte sich gerade beispielsweise eine Mutter mit Kind die Frechheit herausnehmen, dieses Areal ebenfalls nutzen zu wollen, so wird sie per Hupe schnell davon überzeugt, sich in den nächsten Eingang zu verziehen.

 

Apropos Freiheit: Auf den Offroadpisten Georgiens, nehmen wir als Beispiel die Strecke nach David Gareja an der Grenze zu Aserbaidschan, haben die Fahrer wie überall sonst auch unterschiedliche Temperamente und natürlich auch unterschiedlich dicke Geldbörsen und somit auch verschieden offensive Fahrstile. Was passiert also, wenn auf einer einspurigen Piste eher schlechter Qualität (kleine Berge und größere Gewässer einschließlich kleiner Weichsandgebiete auf dem Weg) ein Fahrer materialschonend unterwegs ist und von hinten ein anders Denkender dringend vorbei möchte? Ganz einfach – er nimmt den Weg durchs Gelände, ist ja Platz genug! Oft genug ist er dann Wegbereiter, denn sein alternativer Fahrweg bleibt lange Zeit in der Natur sichtbar. Daraus resultiert dann nach gewisser Zeit ein ausgedehntes, meanderndes Pistensystem und die in dem dort herrschenden Klima starke Erosion erledigt dann den Rest.

 

Baustellen und Streckenführung: Überhaupt – da ist noch was zu sagen! Baustellen auf den Pisten Alaskas sind z. B. häufig originell: Sandpiste, Regen, vor uns steht ein Kieslaster. Vorbei kommt man nicht, also müssen wir warten. Plötzlich hebt sich die Ladefläche und eine Fuhre Sand wird vor uns auf die Piste geschüttet. Der Lkw fährt langsam an, die Ladefläche senkt sich, dabei wird der Sand gleichmäßig in rund 30 cm Höhe auf der Piste verteilt. „Wat nu?“ denkt der irritierte Norddeutsche, denn dann entschwindet der Lkw   einfach. Zum Glück, weil vorhanden, lautet die einfache Antwort: Allrad rein, Geländeuntersetzung gleich mit und durch. Uns ist das noch ein paar Mal passiert – das ist der Alltag hier: Der Straßennutzer walzt sich seine Piste selbst und Allrad hat hier ja sowieso jeder! Eine Baustelle in der Osttürkei wird uns sogar noch nach unserer Rückkehr nach Deutschland beschäftigen: Wieder geht es darum, dass wegen einer lächerlichen Baustelle doch nicht die Straße gesperrt wird – auch nicht beim Aufbringen des Belags! Vor uns liegt entspannte, neue Straße. Der nasse Teer scheint noch unter dem frisch aufgebrachten Kies hindurch, alle fahren vorsichtig, denn es besteht erhöhte Steinschlaggefahr und außerdem möchte niemand seinen Lack mit Teer einsauen. Nach zehn Kilometern kommt es: Es fehlt der Kies und wir fahren durch nassen, gerade aufgegossenen Teer. Jeder kann sich vorstellen, wie unsere Exe nach ungefähr fünf Kilometern Fahrt durch feuchten „Unterbodenschutz“ aussah bzw. immer noch aussieht? Wir werden sehen, wie die Versiegelungsfirma dieses Problem in den Griff bekommen wird. Beim Thema „Streckenführung“ ist Griechenland Spitze! Man ist durchaus gewillt, am Ausbau des Straßennetzes zu arbeiten – allerdings nicht unbedingt da, wo es schwierig oder kompliziert wird. Das sind z.B. die Ortsdurchfahrten. Man kommt also auf einer großzügigen Landstraße bis ans Ortsschild und muss sofort auf die Bremse steigen, denn jetzt wird`s knapp! Balkone links und rechts, überall Autos (siehe auch „parken“) und die Straßenbreite inklusive der Kurven und Kreuzungen aus Zeiten, in denen Autos noch zu den Luxusgütern gehörten. Am Ortsende geht dann die „Gasse“ plötzlich wieder in eine „Autobahn“ über. Wo wird es noch schwierig? An Pässen beispielsweise! Also geht es großzügig und neu ausgebaut auf die Bergkette zu, auch die ersten hundert Höhenmeter kann man noch entspannt zurücklegen, dann kommt man um die erste Serpentine und glaubt sich in einer völlig anderen Straßenszenerie. Plötzlich ist die Straße einspurig mit Ausweichstellen und der Belag ist allein wegen der oft vorkommenden Steinschläge doch recht lückenhaft. Es geht über die Passhöhe hinweg und wenige hundert Höhenmeter später beginnt wieder die „Autobahn“.

 

Parken: Dieses Kapitel könnte man eigentlich relativ kurz abhandeln. In fast allen Ländern am Rande oder außerhalb Europas sind Halte- und Parkverbotsschilder bestenfalls eine Empfehlung. Gegen die Fahrtrichtung oder in zweiter Reihe zu parken ist völlig normal und wird auch nur selten von der Polizei beanstandet. Ab Albanien süd- und ostwärts haben die Autos eingebaute „Parklichter“, die das Parken an allen möglichen und unmöglichen Stellen zulassen und – so hat man das Gefühl! – auch legitimieren. Kennt ihr nicht? Doch, habt ihr auch: Die Warnblinkanlage! Man möchte ein Brot kaufen, dann muss man sich nicht um einen Parkplatz kümmern. Man hält einfach mitten auf der Straße, schaltet die Warnblinkanlage ein und geht in den Laden. Sollte es wider Erwarten Proteste geben, weil z.B. ein Bus nun wirklich nicht mehr durchkommt, dann rückt der Brotholer (natürlich erst, wenn er das Brot in Händen hält!) an und deutet vorwurfsvoll auf die Blinklichter: Sind doch an, was gibt es da zu meckern?

 

Bei den 12 Ländern dieser ersten Langzeittour steht der Sieger in punkto Parken jedoch eindeutig fest: Griechenland! Zugegeben, griechische Ortschaften sind selbst ohne Autos eine verkehrstechnische Katastrophe und wurden wohl geplant und gebaut, als es für Transporte nur Esel und Pferde gab – ich meine noch ohne Karren! Es ist eng, manchmal auch sehr eng, ab und zu auch zu eng! Und nun kommen noch die Autos ins Spiel: Parkplätze in dem Sinne gibt es nur sehr selten, also müssen alle Autos an der Straße, normalerweise auch in beiden Richtungen, parken. Das bedeutet, dass für Lkw, Bus und Reisemobil nur eine Spur frei ist und sehr vorausschauend gefahren werden muss, damit entgegen kommende Fahrzeuge passieren können. Das ist normal, passiert in jeder Ortschaft und regt niemanden auf. Aber es gibt ein besonderes, griechisches Talent – ist vielleicht genetisch bedingt? – dass viele Autofahrer in diesem schönen Land haben: Sie erkennen instinktiv, an welcher Stelle sie halten (und natürlich ihre Warnblinker einschalten) müssen, um ein größtmögliches Chaos auszulösen. Wenn an einer Stelle z.B. tatsächlich einmal kein Auto steht, dann parken sie mitten auf der Straße. Wenn sie sehen, dass eine Straße rechtwinklig einmündet, so stehen sie genau (!) gegenüber und die Linienbusfahrer hupen sich die Hände wund – bringt allerdings auch Leben in die Stadt! Ein Bergdorf, eine enge Kurve und auf einer Seite ein tief hängender Balkon, keine weiteren Fahrzeuge, also wo liegt das Problem? Ein Auto, natürlich mit eingeschalteten Warnblinkern, steht auf der anderen Straßenseite, genau gegenüber vom Balkon – perfekt gemacht! Respekt! Eine verkehrsberuhigte Zone in der Innenstadt (von Fußgängerzone möchte ich nicht sprechen, sieht zwar eigentlich so aus, es fahren aber ständig Autos durch) mit vielen kleinen Straßen, die dort einmünden. Wo parkt nun der talentierte Grieche? Natürlich genau in den Einmündungen, denn das sind die einzigen großzügigen Parkmöglichkeiten. So etwas geschieht ständig und zu jeder Gelegenheit und sorgt so für viele stimmungsvolle Szenen in der vorweihnachtlichen Einkaufszeit! Lidl gibt es auch in Griechenland, die Gebäude und Parkplätze sehen aus wie in Deutschland: Eingezeichnete, großzügige Parklücken, Behindertenparkplätze, sogar Parkplätze für Mutter und Kind. Für Griechen nur Empfehlungen! Man möchte nicht so weit laufen, also sind die Behinderten- wie die Mutter-Kind-Parkplätze sowieso schon einmal als erste besetzt. Da man aber auch noch dichter am Eingang stehen kann, steht man auch da, also direkt vorm Eingang. Und natürlich nicht nur einer und kurz, sondern nebeneinander und so viele, bis der Zugang zum eigentlichen Parkplatz dicht ist und das Gehupe wieder los geht usw. usw. usw. Ehre, wem Ehre gebührt!

 

Geschwindigkeitsbegrenzungen: Spätestens ab der kroatischen Küstenstraße sind diese scheinbar wieder nur als Empfehlungen für ängstliche Naturen gedacht. Ich spreche nicht von den üblichen großzügigen Auslegungen der Zahl auf dem Schild nach dem Motto „10 % mehr geht noch!“, sondern das selbstbewusste und energische Leugnen irgendwelcher beschränkender Anordnungen. Auf der Küstenstraße bedeutet das z.B.: Schild mit 60 km/h, wir fahren 80 und werden von jedem (!) Auto mit mindestens 100 Sachen überholt. In Albanien sind sich die Leute relativ sicher, dass es kaum Radaranlagen gibt, also „freie Fahrt für freie Bürger“! In Griechenland wird augenscheinlich die Zahl auf dem Schild einfach verdoppelt. In Georgien gilt: „Die einzige Beschränkung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit ist der Straßenzustand!“ Die Türkei hat verkehrstechnisch unglaublich aufgerüstet. Fast alle Hauptverkehrsstraßen sind autobahnähnlich ausgebaut und in einem Spitzenzustand. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen stammen aber scheinbar noch aus der Zeit, als die Straßen noch zweispurig waren und die Überlandbusse die eigentlichen Herrscher dort waren – sie unterboten sich in ihren Werbungen gegenseitig mit garantierten Zeitangaben, die an die Rundenrekorde in der Formel I erinnerten – und man deshalb extrem vorsichtig unterwegs war! Jedem Fremden fällt die weitverbreitete Begrenzung auf 82 km/h auf. Was soll das? Was möchte uns das Verkehrsministerium damit sagen? Aus dem guten bis sehr guten Zustand der meisten Fernstraßen folgt, dass nicht nur diese, sondern alle Begrenzungen nicht ernst genommen werden. Nicht falsch verstehen: Es gibt noch gute Gründe für Beschränkungen, z.B. Kühe, Schafe, Schweine oder verwilderte Hunde, aber eben nicht grundsätzlich! Um dem allgemeinen Ungehorsam entgegen zu wirken, stehen an fast jedem Ortseingang Attrappen von Polizeiwagen, manche technisch aufgerüstet mit Blau- und Rotlicht (wie in den USA), das automatisch anfängt zu blinken, wenn sich ein Auto nähert. Die Hightech-Lösung sind Anzeigebrücken über der Fahrbahn, auf denen für jede Fahrspur die Höchstgeschwindigkeit angegeben ist und gleichzeitig das Tempo jedes sich nähernden Fahrzeugs gemessen und darunter angezeigt wird. Bei den Einheimischen scheint das jedoch lediglich den Ehrgeiz zu wecken, mit einer möglichst hohen Geschwindigkeitsdifferenz auf dem Schild zu erscheinen, oft wird das Ergebnis vom Beifahrer noch per Handyfoto dokumentiert! Das krasse Gegenteil bieten die USA, wo man dank der rigiden Geschwindigkeitsbegrenzungen (angeblich einmal zum Spritsparen während der Ölkrise in den 70-ern eingeführt) zwar sehr entspannt in den Städten fahren kann, auf langen Überlandpassagen aber schon intensive Gespräche mit dem Beifahrer, eine Unmenge Kaffee oder sehr spannende Hörbücher benötigt, um nicht einzuschlafen.

 

Trotz aller dieser Besonderheiten, Hemmnisse und manchmal sehr speziellen Momente genießen wir immer noch das „On-The-Road“ Sein in den unterschiedlichsten Ländern in vollen Zügen. Es hält die grauen Zellen frisch, trainiert das Reaktionsvermögen und fördert die Toleranz gegenüber dem Fremden – trotz manchem Fragezeichen oder Kopfschütteln!