…..ans Mittelmeer

Wir beginnen die Tour in Stadtoldendorf beim Mammut-Offroadpark, wo wir noch Organisatorisches für unser Bimobilfreunde-Treffen Ende August erledigen (Tipp: Das Essen im leider nur am Wochenende geöffneten Restaurant ist ausgesprochen lecker.

0003_20220508_142310

Dann besuchen wir noch Birgit und Gert, die mit ihrem Landy (mit fest aufgebauter Kabine, toller Selbstbau) in punkto Südamerika mehr Glück haben als wir, denn ihr Auto passt „saugend“ in einen Container und so sind die Beiden schon mit Reisevorbereitungen beschäftigt. Dann geht es wieder über Luxemburg nach Frankreich. In Goncourt haben wir bisher nur Übernachtungsstopps eingelegt. Dieses Mal bleiben wir zwei Tage und machen eine zwar schöne, aber auch anstrengende Radtour, während der wir einen am Ort vorbeiführenden Höhenzug bei teilweise heftigem Gegenwind gleich viermal (!) überqueren. Selbst schuld, wenn man so blöd ist, die im Navi eingezeichneten Höhenlinien einfach zu ignorieren…wir haben ja E-Bikes! Von wegen – selbst mit „Turbo“ echt ermüdend!

Am nächsten Tag geht es auf kleinen Straßen weiter – immer östlich der nach Süden führenden Autobahn. Nach einer unkomplizierten Durchquerung von Besançon spielt die Bordelektronik nach langer Zeit wieder einmal verrückt: Tempomat aus, ebenso ABS, ESP und Reifendruckkontrolle! Wir kennen das bereits von unserem letzten Sprinter: Der Radsensor! Zum Glück (oder leider?) ist die „Reparatur“ einfach: Motor aus, bis 10 zählen, Motor wieder an, Problem gelöst…bis zum nächsten Mal, denn als wir nachmittags den Stellplatz im schönen Dörfchen Nans-sous-Ste. Anne anlaufen, macht der Sensor erneut auf sich aufmerksam. Also beschließen wir, auf der Weiterfahrt bei Mercedes in Bourg-en-Bresse vorbeizuschauen und zumindest den Fehlerspeicher auslesen zu lassen, damit wir wenigstens wissen, welcher Sensor defekt ist. Bis dahin verbringen wir ein paar schöne Tage in Nans.

Die Stellplatzgebühren von 6 € pro Tag zahlt man in der örtlichen „Laiterie“. Logisch, dass man nicht ohne drei bis vier Käsespezialitäten wieder zurückkommt – Brot und Wurst (alles lokal!) gibt’s natürlich auch. Übrigens der einzige Stellplatz der letzten Jahre, wo am Sonntag (!) der Bürgermeister persönlich vorbei kommt und fragt, ob man zufrieden ist! Wir machen eine wunderschöne Wanderung zu einer verwunschenen Grotte und der eindrucksvollen Quelle der Lison, die hier als Wasserfall direkt aus dem Berg kommt.

Nach einer Rollertour am nächsten Tag durch die idyllische Landschaft und einer weiteren Zwischenübernachtung an einem kleinen Angelsee stehen wir morgens um 8 Uhr bei Mercedes.

Wie gewohnt ist Exe bereits 20 Minuten später in der Werkstatt und wir sitzen bei einem leckeren Kaffee in der Wartelounge. Eine gute Stunde später wissen wir, dass es der Sensor vorne rechts ist. Allerdings leidet auch Frankreich unter den Lieferengpässen, denn es dauert drei Tage, bis der Sensor da ist. Wollen wir so lange hier warten? Nein! Jetzt enttäuscht uns aber der Service hier in Bresse, denn wir kennen das so: Ist das Fahrzeug noch fahrtüchtig und ein Ersatzteil nicht verfügbar, so wurden wir stets gefragt, welches unser nächstes Ziel ist, und dann sorgte Mercedes für die Lieferung des entsprechenden Ersatzteils an eine Werkstatt dort in der Nähe. Merkwürdigerweise will man das hier nicht und gibt uns lediglich den Diagnosebericht, den wir der Werkstatt dort zeigen sollen. Vorher empfiehlt man uns aber, rechtzeitig anzurufen, denn auch die brauchen ja drei Tage von der Bestellung bis zur Lieferung. Hmm – war unser Radebrechen zu gut, um zu erkennen, dass bei unseren Französischkenntnissen ein Anruf keine so gute Idee ist? Egal, wir müssen uns fügen und planen also einen erneuten Werkstattbesuch in Gap. Die Wartezeit wollen wir an einem schönen Bergsee bei Treffort verbringen. Auf dem Weg dorthin spinnt der Sensor gleich zweimal. Beim letzten Mal, an einem kleinen Pass und mitten in einer Serpentine, wird es kritisch: Der Motor geht kurz in den Notlauf, Motorleistung weg, dann wieder da, dann wieder weg – und das bei gutem Touristenverkehr und mehr als 10 % Steigung! Nach einer gefühlten Ewigkeit (wahrscheinlich gerade mal 20 Sekunden!) ist der Spuk wieder vorbei.

Am wunderschönen Stellplatz angekommen fragen wir uns, wie wir das mit dem Anruf in der Werkstatt managen wollen und wissen auch schnell, wie: Es gibt hier eine Tourist-Info, da kann doch sicher jemand Englisch und das ist auch so! Also schildern wir ihm unser Dilemma und der nette Mitarbeiter ruft für uns bei Mercedes an. Das Teil wird bestellt und wir haben nun drei Tage Ruhe.

In 1 ½ Stunden Gehentfernung gibt es als Touristen-Highlight für Wanderer und Radfahrer eine neue Hängebrücke. Dort wandern wir auf dem „Sentier sportif“ (!) hin – wohlgemerkt bis dorthin, denn eine Überquerung kommt für mich mit meiner Höhenangst nicht in Frage. Landschaft und Hängebrücke sind aber schon sehr eindrucksvoll!

Da wir jetzt die erste von insgesamt vier (!) Hitzewellen durchleben, bleiben wir von nun an überwiegend im Schatten und sehen den Kitern beim Surfen zu. Am Tag, bevor der Ersatzsensor in Gap eintreffen soll, ruft Kathrin bei Mercedes an (dafür reicht unser Französisch) und wir sind entsetzt, denn man findet keinen Auftrag und meint, dann wäre auch nichts bestellt worden – wir sollten aber „einfach mal vorbeikommen“! Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, packen wir entnervt zusammen und fahren unverzüglich nach Gap.

Dort angekommen ist immer noch nicht klar, was aus Anruf und Bestellung geworden ist, aber nach gut 15 Minuten klärt sich die Lage: Das Teil ist bestellt und kommt morgen, aber auf der Bestellung wurde unser Name aus Versehen mit „C“ anstatt „K“ geschrieben. Da der eine Stellplatz in Gap eher einem Müllplatz gleicht und der andere zwischen Supermarkt und Hauptverkehrsstraße liegt, geht es vier Kilometer nach Norden auf einen schattigen, kleinen Campingplatz (auf dieser Tour nutzen wir unsere ACSI-Karte aber gut aus!). Hier können wir während des Werkstattaufenthaltes auch den Anhänger lassen – alles gut. Wir wundern uns schon, weshalb große Rasenflächen des Platzes gesperrt sind, aber das klärt sich schnell auf: Am Sonntag ist hier der Startpunkt einer großen Seifenkistenwettfahrt über die vier Kilometer hinunter nach Gap – wir wussten gar nicht, dass es so etwas noch gibt! Für die Montage am nächsten Morgen brauchen die Mechaniker (Entschuldigung! Mechatroniker heißt dieser Beruf ja heute!) gerade mal eine halbe Stunde, dann sind wir wieder fit für die Weiterfahrt. Vorher besuchen wir aber noch die Innenstadt von Gap.

Nun geht es weiter nach Manosque, das mitten im Hauptanbaugebiet des Lavendels liegt. Ja, es ist etwas früh, der Lavendel soll erst gegen Ende Juni blühen und wir sind sogar gleich ein paar Wochen zu früh. Da Lavendel aber blühend geerntet wird und alle ständig vom Klimawandel und den dadurch vorgezogenen Vegetationsperioden sprechen, erwarte ich, da ja mein erster Wunsch (siehe oben), wenigstens einen Teilerfolg. Soll aber nicht sein! Wir machen eine schöne Rollertour bei 34°C (!), aber alle Felder sind nur grün. Kathrin tröstet mich: Fachfrauisch – und grinsend! – stellt sie fest, dass die Knospen prall sind und es sicher eine sehr schöne Blüte geben wird.

Da es danach ans Mittelmeer und nach Stes. Maries (siehe Wunsch Nr. 2) gehen soll, gehe ich schon einmal auf die Internetseite der Gemeinde und erschrecke: Genau übermorgen beginnt dort das große Gitanes-Spektakel: Die Wehrkirche von Stes. Maries ist die Heimat der „Schwarzen Madonna“, Hauptheilige der Sinti und Roma. Die Madonna wird während des Festes aus der Kirche, durch den Ort und bis ins Meer getragen – ja ins! Zu den rund 15 000 Feiernden kommen noch einmal drei- bis viermal so viele Schaulustige dazu. Stes. Maries befindet sich dann im Ausnahmezustand, die Straßen sind gesperrt, keiner kommt mehr so einfach rein oder raus und an Stellplätze braucht man nicht einmal zu denken! Das war es also mit Wunsch Nr. 2 und wir planen wieder einmal um!

Beim Einkauf am nächsten Tag werden wir langsam misstrauisch, denn seit mehr als zwei Wochen versuchen wir, irgendwo Dijonsenf aufzutreiben, aber alle Regale sind leer – nur einmal gab es noch zwei einsame Restgläser mit Honigsenf. Was ist da los? Wir brauchen doch französischen Senf für unsere geliebten Merguez! Kathrin befragt nach der Rückkehr zum Stellplatz das Internet und wir können es nicht fassen, denn der Mangel ergibt sich zumindest teilweise aus dem Ukrainekrieg! Hauptursache ist allerdings eine Missernte in Kanada, wo Frankreich den Hauptteil seiner Senfsaat einkauft. Der Zukauf aus der Ukraine fehlt nun aber auch noch! Also hamstern die Franzosen nicht, wie es gerüchteweise während der Corona-Epidemie hieß, Rotwein und Kondome, sondern Senf!