Der Fahrradlift

Exe hat nur Platz für einen Fahrradträger ganz weit oben, das ist konstruktionsbedingt so, da am Heck weiter unten die Klappe zum Heckstauraum sitzt – der einzige Zugang (außer einer kleinen Innenklappe) zu Stühlen, Bier, Werkzeug etc. ist also extrem wichtig und nicht zu verbauen! Also braucht man einen Fahrradlift. Bisher, also die ersten sechs Jahre, war dies ein Träger von Thule, per Kurbel absenkbar. Hat stets funktioniert, war allerdings in abgesenktem Zustand ziemlich wackelig und beim Raufkurbeln war man sich nie ganz sicher, ob die Mechanik das auch wirklich schafft. E-Bikes sind schon ziemlich schwer! Jedenfalls war der alte Träger langsam etwas „ausgelutscht“, außerdem ließ er sich nur 70 cm weit absenken und das reichte uns alten Leuten langsam nicht mehr, denn wir mussten die schweren Räder immer noch über Bauchnabelhöhe nach oben auf den abgesenkten Träger hieven.

Also sollte etwas Neues her und nach einigen Internet-Recherchen stießen wir ziemlich bald auf den einzig möglichen Ersatz für unseren Thule-Träger: In einem YouTube-Video beschrieb der Chef (?) einer Werkstatt aus Goch ganz begeistert ein Produkt der Firma BR-Systems (alten Mobilhasen aus früheren Zeiten auch als Brutsaert geläufig) mit Namen „Bike Lift 12 V“, also motorbetrieben. In dem Video setzt der Chef zu Demonstrationszwecken seinen Enkel nebst schwerer Batterie auf den Träger und liftet dann beide in schwindelnde Höhen. Sechzig Kilo schafft der Lift und ist dabei insgesamt um 110 cm absenkbar – für uns perfekt! Der Träger ist nicht billig, aber für uns „alternativlos“, wie es in der Politik so schön heißt, denn nur er lässt sich weit genug absenken und auch noch in der „Short Version“ anstelle unseres alten Trägers oberhalb der Stauraumklappe montieren – und das „saugend“ mit nur zwei Zentimetern Reserve! Ewas diffizil ist allerdings die Ansteuerung, denn normalerweise wird der Schalter hierfür in der Heckgarage o.ä. montiert. Das geht aber bei uns gerade nicht, denn wenn der Träger abgesenkt wird, muss unsere Heckklappe geschlossen sein. In dem Video erwähnt der Chef besagter Firma noch, dass er beim nächsten Einbau eine Funk-Fernbedienung zur Steuerung verwenden möchte. Das klingt doch gut, also schreibe ich an die besagte Firma eine Mail, schildere darin unsere Wünsche und die Daten des Fahrzeugs, vergesse auch nicht, entsprechende Fotos anzufügen und dann harren wir der Dinge, die da kommen sollen, also z. B. auf ein Angebot oder einen Terminvorschlag.

Nach einigen Tagen kommt eine kurze, zweizeilige Mail, in der der Meister uns mitteilt, er wäre der Meinung, dass der Träger bei uns nicht passen würde. Ich bedanke mich artig, vergesse aber auch nicht zu erwähnen, dass diese Antwort leider nicht zu den Fragen passt, die ich gestellt habe, denn wir sind sehr wohl in der Lage, einen Zollstock fehlerfrei zu bedienen und dieser hat uns mitgeteilt: Er passt! Nach einigen Tagen kommt erneut eine eher unbefriedigende Antwort: Man sieht sich nicht in der Lage, den Träger bei uns anzubauen und eine Fernbedienung? Sowas gäbe es nicht! Hmm, weshalb hat dann der eigene Chef im Video….?? Egal! Wegen der Elektromontage würden wir gerne eine Firma finden, die uns den Träger ans Heck baut, also suchen  wir weiter, das Ergebnis ist allerdings ernüchternd: Nur wenige Händler haben speziell diesen Träger überhaupt im Angebot und wenn, dann verkaufen sie nur, eine Montage bietet niemand an. Einzige Ausnahme: Sawiko bietet den Träger (allerdings in modifizierter Bauweise für Vans) zum Verkauf mit Montage an, teilt aber auf Anfrage ebenfalls mit, dass sie für uns keine Lösung parat haben. Also reift in uns alsbald der Beschluss: Wir montieren doch selbst und für den elektrischen Teil wenden wir uns wieder hilfesuchend an Flocki aus Flensburg, der ja bereits unseren Booster professionell installiert hat (siehe dort!). Eine kurze Mail, ein kurzes Telefonat und wir haben die Zusage. Anstelle einer Fernbedienung wird uns Flocki den Bedienungsschalter mittels Spiralkabel montieren, so dass wir diesen bei lose angelegter Stauraumklappe herausziehen und bedienen können.  

Nun bestellen wir den Träger, der auch nur wenige Tage später eintrifft. Die etwas demolierte und teilweise offene Verpackung entspricht nicht ganz unseren Erwartungen, außerdem sieht es so aus, als sei der Träger zumindest in Teilen schon einmal montiert worden. Außer einer Schraube ist aber alles vollzählig, also was soll’s? Wir wollen endlich loslegen! Zuerst die gute Nachricht: Oben passen die alten Halterungen perfekt, da müssen wir gar nichts machen, aber unten wird es schwieriger, denn die Halterungen sind in der Höhe verschiebbar, damit flexibel auf die unterschiedlichen Einbauszenarien reagiert werden kann und bei uns passt am ehesten die Bezeichnung „saugend“: Der kürzeste Abstand zwischen oben und unten liegt bei 82 cm, bei uns sind es 83 cm, beim alten Träger waren es jedoch nur 78 cm! Entsprechend eng wird es beim Bohren der Befestigungslöcher für die Rohreinschübe, aber nach einem halben Tag ist das erledigt. Heikel ist auch die Verlegung des Elektrokabels für den Antrieb innerhalb der Rohre, denn vorgesehen ist die Bohrung für die Kabeldurchführung ins Fahrzeug oben, wir brauchen sie aber unten. Das zu ändern mit gleichzeitiger Anbringung eines passenden Scheuerschutzes ist eine elende Friemelarbeit, aber nach drei Stunden ist auch das geschafft.

Anschließend ist wieder einmal eine Fahrt nach Flensburg fällig. Flocki braucht lediglich etwas mehr als eine Stunde, dann funktioniert unser Lift einwandfrei. Wieder zuhause werden noch die Fahrradschienen montiert und angepasst und zwei Wochen später sind wir unterwegs. Fazit bis jetzt: Viel stabiler, leicht zu bedienen, vertrauenserweckend ruhig, hoffentlich bleibt das alles auch in Zukunft so!