Transit Griechenland

Auf qualitativ guter und wenig befahrener Passstraße geht es (eine Stunde Zeitverschiebung!) auf der 22 nach Kalpaki, dann auf der 20 bis auf 1300 m Höhe an einer der schönsten Schluchten Griechenlands vorbei nach Neapoli.

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Dort begeben wir uns seit langer Zeit wieder einmal auf eine Autobahn, der wir über Kozani (mautpflichtig) und durch viele Tunnel bis zur Abfahrt 14 bei Veria folgen. Hier verlassen wir die Autobahn und fahren in Richtung Stausee. Die Erfahrung lässt uns auch dieses Mal nicht im Stich: An den meisten Stauseen haben die Erbauer, sozusagen als Trostpflaster, Rast- und/oder Badeplätze eingerichtet – das gilt für Deutschland genauso wie fürs Ausland und stimmt auch dieses Mal wieder. Gleich hinter der Brücke über den Stausee findet sich ein netter schattiger Picknickplatz unter Platanen und ein griechischer Jogger, den ich frage, erklärt mir, dass auf den herumhängenden Warnschildern nichts von Übernachtungsverbot steht, sondern nur die Regeln fürs Bootfahren beschrieben werden.

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Staunenswert an diesem Platz: An die verwilderten Hunde haben wir uns ja schon seit Kroatien gewöhnt, dass aber am späten Abend jemand kommt und die Tiere füttert ist neu. Gegenüber steht eine kleine Kapelle und wir können kaum glauben, wie viele Menschen dort anhalten und auf ein kleines Gebet vorbeischauen! Und dann noch die kleine Straße neben dem Picknickplatz: Verkehr bis nach 21 Uhr – wo kommen die alle her? Wo wollen die alle hin?

Am nächsten Morgen geht es über Vergina (dort gibt es einen gebührenpflichtigen Stellplatz am Museum und von dort kommt uns eine Reihe von Womos entgegen – da war wohl mehr los) und Meliki zurück zur Autobahn nach Niselli durch sehr fruchtbares Agrarland im Flusstal: Obst- und Weinanbau, Baumwolle und Tabak. An einer Raststätte in Platanos kaufen wir einen 10 l Kanister Adblue, völlig unnötige Bevorratung, wie sich später herausstellt – Adblue ist sogar noch kurz vor der georgischen Grenze im Sonderangebot!! Weiter geht es über die A 1 und die A 2 nach Thessaloniki, das wir aber auf der A 2 und der A 24 umfahren. Der Verkehr nimmt zu, der Fahrstil nervt mehr als in Albanien, denn man weiß nie, was der Grieche so wirklich vorhat, da war der Albaner ehrlicher: Wenn der überholen wollte, dann hat er auch, egal was da kommt!

Unser Plan für heute ist nostalgischer Art. Ich weiß, wir wurden auf dieser Tour bisher immer enttäuscht, wenn wir versuchten, Erinnerungen aus alten Zeiten aufzufrischen. Wir wollen dieses Mal nach Chalkidiki und dort auf die Halbinsel Sithonia. Hier waren wir vor 15 Jahren schon einmal und hatten eine sehr gute Zeit. Also nochmal volltanken, dann auf die A 24 bis Nea Moudamia, weiter über Nea Marmaris und Toroni (hurra, im Supermarkt gibt es den besten Retsina „Malamatina“ im Sonderangebot!) zu unserem alten Campingplatz in Kalamitsi Beach. Wir bekommen einen Platz mit Meerblick zugewiesen, entsorgen unsere Exe und sind Minuten später im Wasser.

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Bei einem Bier in der Bar (nur ein gezapftes Bier, dann ist das Fass alle: Saisonschluss!) verarbeiten wir unsere ersten Eindrücke: Okay, es ist Saisonende, nächstes Wochenende ist hier Schluss und entsprechend wird überall abgebaut und winterfest gemacht, aber trotzdem – das war hier mal ein Spitzenplatz, hauptsächlich Gäste aus Zentraleuropa, überwiegend Wohnmobile und Caravans, die Anlagen supergepflegt…und jetzt? Immer noch ganz ok, aber fast nur noch Zelte und Mietcaravans. Die Gäste kommen nun hauptsächlich aus Bulgarien und Rumänien, das Restaurant ist nur noch halb so groß wie früher, dafür ist es aber persönlicher. Nett und hilfsbereit sind die Griechen auch immer noch: Ich muss ein wichtiges Dokument, das ich tatsächlich (!) über Epostscan erhalten habe, ausdrucken und stelle fest, dass ich das Druckerkabel für meinen mobilen Drucker zuhause vergessen habe. WiFI Direct und Smart-Access kann man bei der Empfangsqualität hier überall vergessen. Alles kein Problem – in der Rezeption druckt man mir das Papier aus, erklärt mir auch gleich, wo die nächste Post zu finden ist – nur der nächste Computerladen ist scheinbar weit weg! Egal, wir genießen das fantastische Wetter zuerst bei einem altmodischen Metaxa, dann geht es zum Essen: Ganz traditionell gibt es Grillplatte, Zatziki, Retsina von Malamatina und dazu einen atemberaubenden Vollmond, den wir mehrfach fotografieren und gleich an Kaddi und Axel, Kathi und Dirk und Erika und Detlef verschicken – der schickt allerdings ein genauso schönes Bild vom Vollmond auf dem Peleponnes zurück!

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Ich polemisiere jetzt mal! Die „Vorbeiflanierenden“ machen uns ein Problem Zentraleuropas deutlich: Keine Deutschen, Österreicher oder Schweizer – keine Übergewichtigen, Lauten und Überheblichen. Es ist friedlich, leise und entspannt hier.

Die Nacht ist kühl und angenehm. Zum ersten Mal haben wir wieder unsere Daunendecken hervorgeholt. Es wird wie immer draußen gefrühstückt, dann machen wir uns an das, was bei einer Langzeittour leider auch anfällt: Wäsche waschen (vor allem auch Bettwäsche), Computerarbeit, Körperpflege…Zum Ausgleich wird abends gegrillt. In der Nacht zum nächsten Tag beginnt es zu regnen und Sturm setzt ein, der den ganzen Tag über und auch die nächsten Tage anhält. Es kühlt merklich ab und immer wieder gehen Schauer nieder. Wie ich über meine Wetter App erfahre, sind dies die Ausläufer eines „Medicanes“, eines speziell im Mittelmeerraum auftretenden Hurricanes, der sich dieses Mal zwischen Sizilien und dem Peleponnes gebildet hat und nun langsam abschwächend in Richtung Nordgriechenland und Türkei zieht. So verbringen wir den Tag drinnen, sortieren Fotos auf dem Rechner, lesen Reiseführer und erholen uns von den „Strapazen“ der vergangenen Wochen.

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(Finde den Unterschied!)

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir fahren nun die Ostküste von Sithonia entlang zurück und schließen so den Kreis. In Nikitas halten wir an der Post und werfen den wichtigen Brief ein und als wir das Gebäude verlassen, fällt der Blick auf einen Computer- und Telefonladen, eigentlich ein „Lädchen“, gegenüber. Warum nicht dort versuchen, das altmodische USB-Druckerkabel zu bekommen? Wir betreten den Laden, eigentlich inzwischen ein reiner Handyladen, aber in einer Ecke steht ein übriggebliebenes Regal mit altem Computerzubehör und was finden wir dort? Das gesuchte Kabel, das letzte seiner Art und auch noch unschlagbar günstig für 3 €! Die Verkäuferin ist glücklich, das verstaubte Teil los zu sein, wir sind glücklich – schön! In Gerakinis biegen wir nach Norden auf die 16 A ab und fahren über Poligros nach Agios Prodromos. Hier geht es auf die 16 bis Apolonia, wo wir auf die 2 treffen, der wir nach Osten folgen. Bei Nea Vraora halten wir an einem riesigen, nagelneuen Lidl – hat jemand von euch schon einen Lidl gesehen, der von zwei bewaffneten (!) Security Guards bewacht wurde? Was denken die denn, was da verkauft wird? Schmuck, Geschmeide und Rolex? Ok, wir lassen die Autobahn links liegen und fahren auf der 2 gemütlich an der Küste entlang. Bei Loutra Elefthero sieht Kathrin sogar drei Kraniche direkt am Strand. Kurz vor Nea Paramos biegen wir auf die am Wasser entlang führende Nebenstraße ab und finden auf dem Parkplatz der Burgruine, der gleichzeitig Startplatz der Windsurfer ist, einen schönen Stellplatz für die Nacht. Es stürmt weiter, aber die Surfer freut es und die Sicht ist fantastisch. Als es dunkel ist, müssen wir nochmal raus zum Fototermin: Die Burgruine wird eindrucksvoll und enorm aufwendig angestrahlt und erleuchtet.

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Heute zuckeln wir auf kleiner Straße weiter am Wasser entlang bis Kavala, durch das wir mitten hindurch fahren. Dann geht es auf die A 2 und mit Ausnahme einiger notwendiger „Entleerungsstopps“ geht es über Alexandropoulos durch zur türkischen Grenze. Nach eine halben Stunde Abfertigung einschließlich Einkauf im Duty Free, der Fahrzeugeintragung in Kathrins Pass (ist schließlich ihr Fahrzeug!) und einer kurzen Autobesichtigung durch den Zoll sind wir durch und nun in der Türkei.