Die Woche bei Cambrils südlich von Tarragona war erholsam, aber für uns auch gewöhnungsbedürftig:
- Einfahrt mit automatischer Schranke, Ticket und der offiziellen Bezeichnung „Wohnmoblpark“, aber trotzdem Campingplatz
- Überwinterer, die ihr Dickschiff auch auf dem Stellplatz waschen
- Nur wenige „Bewohner“ grüßen, Kontakte finden hauptsächlich zwischen den „Langzeitwiederholungstätern“ statt
- Fürs Einkaufen, Essen gehen etc. muss das Auto angeworfen werden bzw. man benötigt Rad oder Roller (oder wie viele der Überwinterer sogar ein zweites Auto!!!)
- 14 € inkl. Dusche und Strom sind jedoch nicht teuer und die Leute an der Rezeption sind ausgesprochen nett und hilfsbereit
- Auch positiv: Stellplätze direkt am Wasser möglich
- Angenehm der Brot und Brötchenservice

Eine Woche war jedenfalls für uns das Maximum, was wir an einem Ort wie diesem aushalten können und so ging es noch nach Figueres zum Dalimuseum (da gibt es einen schönen dörflichen Stellplatz in Cabanes, nur wenige Kilometer von Figueres entfernt) und anschließend auf der traumhaften, aber etwas engen Küstenstraße über Port Bou nach Frankreich.

Wir schlängelten uns immer auf kleinen Straßen von Port Vendres an der Küste entlang bis Montpellier, dann ging es in die Cevennen und durch das Massif Central hinein in die Überschwemmungsgebiete an der Loire. Heftiger Dauerregen und die damit verbundene Schneeschmelze nach dem heftigen Wintereinbruch ein paar Tage zuvor ließen die Flüsse der Umgebung derart anschwellen, dass in mehreren Departements der Notstand ausgerufen werden musste. Nach einer stürmischen und mit reichlich Platzregen gesegneten Nacht auf dem Stellplatz in Sommières wachten wir inmitten eines „Sees“ auf.
Wir dachten, mit einer sorgfältigen Streckenlpanung das Chaos unbeschadet umgangen zu haben, als wir schließlich in Parigny südlich von Roanne ankamen. Wir glaubten wirklich, nun weit genug nach Norden und aus den Bergen raus zu sein, aber der nächste Morgen lehrte uns Besseres: Wir hatten nicht bedacht, dass die Loire, in dessen Tal wir uns nach Norden bewegten, einer der wenigen Flüsse ist, die von Süd nach Nord fließen. Irgendwann biegt sie zwar nach Westen ab, aber bis dahin sammelt sie eine Menge Wasser der südlichen Gebiete ein und das bedeutete: Land unter! Selbst die Autobahn war gesperrt und jedes Mal, wenn wir versuchten, eine Ausweichstrecke zu nutzen, die irgendwie nur in die Nähe der Loire oder ihrer Zuflüsse führte, war an einer Straßensperre von Polizei oder Feuerwehr Schluss. Erst über eine längere, von Kathrin virtuos geplante Umleitungsstrecke über die nach Norden führenden Hügelkämme (immer „oben auf“) und auf kleinen wie kleinsten Straßen (wieder einmal: Zum Glück ist Exe nur 2,10 m breit!) konnten wir den Notstandsgebieten entkommen. Von nun an bewegten wir uns auf einer unserer alten „Rennstrecken“, machten noch einen letzten Zwischenstopp im idyllischen Goncourt an der Meuse und besuchten kurz Bärbel und Reiner in ihrem Weingut in Bremm – Weinvorrat auffüllen!
Die Rückfahrt über die Autobahn A1 war erschütternd. Wir fragen uns seither immer wieder, wie das eigentlich in Zukunft mit dem Straßen- und vor allem dem Lkw-Verkehr werden soll. Zuerst dürfen wir auf der Gegenfahrbahn einen durchgehenden 12-Kilometer-Lkw-Stau bewundern, mittlere und linke Spur sind komplett frei. So drei bis vier Lkw-„Parkplätze“ mitten auf der Bahn, zwischen drei bis fünf Kilometer Länge auf der rechten Spur, passieren wir dann auch auf unserer Seite – und immer totale Leere auf der mittleren und linken Spur! Den Gipfel erlebten wir dann nach einer letzten Übernachtung in Harpstedt südlich von Bremen. Wir fuhren auf die Autobahn und konnten es nicht glauben: 15 Kilometer bis Bremen, weiter komplett um Bremen herum und dann stockend bis weit hinter Posthausen standen die Lkw. An jeder Ein- und Ausfahrt gab es sehr kitzlige Situationen durch die Fahrzeuge, die zwischen den stehenden Lkw hindurch die Bahn verlassen oder befahren wollten. Ist das heutzutage etwa normal? Wir müssen zuhause zum Glück nur selten auf die Autobahn und, seitdem wir Rentner sind, auch sonst „auf Strecke“ kaum noch. Wohin soll das führen? Welcher Lkw-Fahrer tut sich das auf Dauer noch an? Wie flexibel können die Betriebe auf die in Zukunft nicht mehr wirkliche „Right in time“ – Anlieferung reagieren? Okay, zum Glück nicht wirklich unsere Baustelle, aber mehr als nur interessant wird das in Zukunft allemal.
Das Fazit nach dieser „kurzen“ Dreimonatstour? Das Hinterland, egal wo, ist viel interessanter und macht beim Reisen mehr Spaß als die häufig überfüllten Küsten. Die Bergwelt Portugals und Spaniens hat uns extrem gut gefallen: Jede Menge Natur, wunderschöne Panoramen, viele Nationalparks, dazu Ortschaften und Städte mit intakten historischen Altstadtkernen – nicht selten UNESCO-Weltkulturerbe! -, die sich im Herbst recht stressfrei besuchen lassen. Dort auch durchweg freundliche wie hilfsbereite Menschen und viele leckere, lokale Spezialitäten. Das werden wir ziemlich sicher noch einmal ausführlicher wiederholen und (obwohl wir selbst „Fischköppe“ sind) um die Küsten dann einfach einen Bogen machen.
Für Menschen wie uns mit 45 Jahren Reisemobilerfahrung steht außerdem fest:
- Es wird eng für Mobile! Zuwachsraten von 15 % und mehr im Jahr (und das nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern Europas!) bei gleichzeitigem demografischem Wandel (nicht nur wir sind Rentner, die Boom-Jahrgänge kommen gerade erst in Schwung!) führen zwangsweise zu massiver Stellplatznutzung und das nicht nur (wie früher) zur Ferienzeit, sondern während des ganzen Jahres. Stellplätze im Süden haben immer häufiger sogar nur im Winter (!) geöffnet, z.B. Manta Rota in Portugal: Hier dient der beliebte Platz im Sommer als Strandparkplatz für Pkw, Wohnmobile dürfen dann nicht einmal hier parken.
- Die Niedrigzinspolitik mit Negativzinsen wird dafür sorgen, dass die Zulassungszahlen für Fahrzeuge, die die „absolute Freiheit“ versprechen, eher noch schneller steigen werden als bisher prognostiziert.
- Alles was recht ist, aber was man auf den großen Stellplätzen so antrifft, führt immer öfter dazu sich „Fremd zu schämen“!
- Bisher hilft noch das Ausweichen auf touristisch nicht so bekannte Gegenden und Orte, aber wie das in Zukunft aussieht…?
- Wirklich tolle Stellplatzapps wie z.B. Park-4-Night „helfen“ leider gleichzeitig dabei, jeden bisher nicht allen Mobilisten bekannten Park- oder Strandplatz vom Geheimtipp zum Großparkplatz für Mobile (mit allen berüchtigten Folgen wie Verbotsschilder, Balken etc.) umzugestalten.
- Der altbekannte Hinweis, dass bereits wenige Kilometer hinter der Küste der Tourismus abnimmt und kaum noch Mobile vorkommen, stimmt so nicht mehr. Alles, was irgendwo in Nähe der Autobahn oder anderer Anreiserouten liegt, ist heiß begehrt. Das gilt besonders für Plätze, die kostenfrei oder sehr günstig sind und dabei etwas zu bieten haben wie Aussicht, Badestrand oder Strom, Ver- und Entsorgung… sich also vor allem für unsere „Langzeitüberwinterungsdauercamper“ eignen.
Was bedeutet das in Zukunft für strand- und wasserliebende Überwinterer im Süden, vor allem im westlichen Teil Europas inklusive Marokko? Es wird mit jedem Jahr voller, es wird immer mehr Verbote geben, wahrscheinlich werden auch immer öfter Stellplätze in eine Art Campingplatz umgemünzt. Stellplatzreservierungen, wie jetzt schon auf manchen Campingplätzen mindestens ein Jahr im Voraus (!) werden nötig sein, um ein längeres Verbleiben verlässlich zu ermöglichen und: Man muss Menschen mögen, denn Stell- oder Campingplätze mit 300 oder mehr Mobilen auf engstem Raum erfordern viiiiiiel Toleranz! Wir werden uns ganz sicher andere Ziele am Wasser suchen, so lange uns das gesundheitlich möglich ist. Wenn es unbedingt Spanien und Umgebung für den Winter langfristig und für viele Jahre sein muss, dann empfehlen wir ganz gegen unsere eigene Überzeugung: Kauft euch auf einem Campingplatz einen der immer wieder angebotenen „Dauercamper-Appartements“ mit Pkw-Parkplatz und Gartenhäuschen, die gibt es schon für 6000 € und weniger. Fahrt mit dem Pkw runter. Ihr spart viel Geld, Nerven und besetzt nicht unnötig einen Stellplatz – ein Reisemobil braucht ihr nicht, denn das ist zum R E I S E N da!!!