Die erste Langzeittour

Wohin und warum?

Diese zwei Fragen sollen dem Reiseblog voraus gehen und auch gleich beantwortet werden. Fangen wir mit dem „Warum?“ an, denn eigentlich war das Ziel der ersten Tour nach dem „Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben“ schon lange klar: Südamerika! Viele Bekannte aus unserem reisemobilen Umfeld waren schon da, sind gerade da oder wollen noch dahin. Außerdem wollen wir die ganze Panamericana abfahren und nicht nur die halbe. Was lag da also näher? Irgendwann jedoch, an einem netten Abend mit Gleichgesinnten am Lagerfeuer und in lockerer Runde bei alkoholischen Getränken fragt jemand, nachdem wir wieder einmal unsere Pläne voller Begeisterung in der Runde vorgetragen hatten: „Seid ihr eigentlich sicher, dass ihr es so lange miteinander aushaltet, ohne einen „Beziehungskoller“ zu bekommen?“ Unsere erste Reaktion war natürlich deutlich „Aber immer!“, denn schließlich leben wir seit 45 Jahren zusammen, sind auch beste Kumpel und haben zusammen die halbe…na gut…ein Viertel der Welt mit dem Auto, dem Flieger oder dem Zug bereist. Was sollte da schon schief gehen? Aber der „Jemand“ bohrte weiter: „Wie lange ward ihr denn so auf jeder Tour zusammen, bevor es wieder in den Alltag ging?“ Rumms! Das saß dann doch etwas tiefer, denn da wir immer beide berufstätig waren, sind wir bisher bei keiner Reise länger als maximal fünf Wochen lang am Stück unterwegs gewesen! Nun ja, an dem Abend wurde noch viel über dieses Thema gesprochen und einige der Anwesenden hatten auch tatsächlich bereits die Erfahrung gemacht, dass man sich nach – sagen wir mal – drei Monaten doch ganz schön auf die Nerven gehen kann, wenn man ansonsten gewohnt ist, auch einmal seinen eigenen Dingen nachzugehen.

In den nächsten Tagen haben wir doch öfter als gedacht über dieses Thema gesprochen und langsam kam ein neuer Gedanke auf: Weshalb nicht zuerst eine „Probetour“ machen? Wir haben von jetzt an alle Zeit der Welt. Südamerika ist momentan schon mit „Overlandern“ überlaufen und kann also auch gerne noch etwas länger warten. Wir sind frei und wer zwingt uns, sofort die zweite Hälfte der Panamericana unter die Räder zu nehmen? Die erste, nördliche Hälfte haben wir schließlich schon erfolgreich, allerdings „in kleinen Stücken“, hinter uns gebracht!

Ok, wenn Probe, aber dann – wohin? Wie kann man probeweise acht oder neun Monate so durch die Welt fahren, dass man einerseits bei einem auftretenden „Beziehungskoller“ relativ schnell wieder zuhause ist und andererseits aber abwechslungsreich unterwegs ist und nicht monatelang an einem Ort verweilt, um dem „schrecklichen“ Winter in Deutschland  zu entgehen? Solche „Dauercamper“ soll es ja durchaus geben – einschließlich deutscher Weihnachtsfeier, lustigem Sylvester mit Verkleidung und Karnevalsumzug! Also haben wir uns zuerst gefragt, was wir in Europa und den „angrenzenden Kontinenten“ noch nicht gesehen haben bzw. wo wir noch nicht waren.

In Europa sind das lediglich Liechtenstein und Albanien – hmm, das reicht wohl nicht ganz für acht Monate! Aber: Ein ehemaliger Kollege arbeitet inzwischen in Georgien, weshalb nicht einen Besuch dort mit einer Tour durch ein sicher interessantes und für uns neues Land verbinden? Hier ergibt sich vielleicht noch bei genügender Zeit eine Ausweitung nach Armenien…Aserbaidschan…? Ok, aber hin und zurück auf gleicher Route? Auch langweilig! Da die Abfahrt für den 15. August geplant ist, beginnen wir doch einfach schon einmal mit einem „dekadenten“ Urlaubsteil an der kroatischen Küste. Die Küstenstraße haben wir das letzte Mal im Jahr 2000 befahren, da hat sich sicher viel verändert. Schön ist es allemal und das Essen war damals sehr lecker! Dann Albanien, weiter über Nordgriechenland und durch die Türkei am Schwarzen Meer entlang nach Georgien. So weit, so gut und dann? Kathrin fällt ein, dass wir vor Jahren schon einmal Kreta im Winter bereisen wollten. Also planen wir das „ganz große Inselhopping“: Von der Südtürkei nach Rhodos, zu Weihnachten und Neujahr auf Kreta, weiter auf den Peloponnes. Rüber nach Sizilien, denn da waren wir genau wie auf Sardinien und Korsika ebenfalls nicht und wenn unsere zeitliche Planung stimmt, dann könnten wir zu Ostern in Marseille und damit in der Provence sein, was seit mehr als 30 Jahren genau zu dieser Zeit unser einziges, festes Jahresziel war und ist. Sieht rund und gut aus und von jedem Punkt der Route kann man in relativ kurzer Zeit wieder nach Hause, sollte es denn wider Erwarten doch nötig werden. Ok, dann kann es ja an die Vorbereitungen gehen!