Von Inari nach Kristinestad

Um 13.20 Uhr stehen wir auf dem Uruniemi Camping südlich von Inari. Hier wollen wir zwei Tage bleiben. Ein Grund dafür ist die wieder einmal anliegende Wäsche, außerdem ist hier der Umkehrpunkt unserer Tour, also der nördlichste Ort der Reise. Dann gibt es in Inari noch SIIDA, ein Völkerkunde- und Freilichtmuseum, das sich mit der Geschichte der unterschiedlichen Samenvölker hier in Finnisch-Lappland beschäftigt. Ich melde uns an, bin durch viele Kommentare im Netz vorgewarnt, dass die Betreiber sehr unfreundlich sein sollen und rechne daher mit dem einen oder anderen „Anraunzer“. Aber nix – die Frau ist eher zurückhaltend, spricht sogar Deutsch und ist sehr hilfsbereit. Ihr Mann fährt mit dem E-Roller vor und zeigt jedem einzelnen Gast, so auch uns, wo er parken soll. In unserem Fall nimmt es uns fast den Atem: Er lotst uns direkt ans Wasser. Dort gibt es eine kleine Landzunge und genau darauf dürfen wir uns stellen. Wow! Wir stehen also fast im Inarisee – Wasser links, Wasser rechts, genial! Die nächsten Nächte soll es sternenklar werden – wenn dann auch noch Polarlicht zu sehen sein sollte… Für eventuelle Nachahmer: Hier am Wasser gibt es keine Stromplätze, das ist also das Einzige, worauf man verzichten muss.

Wir machen uns forsch an die Arbeit, also Wäsche waschen und während die rotiert, wird geduscht. Anschließend wird es spannend, denn der Trockner funktioniert nicht so, wie er soll. Also beschließen wir, die Wäsche (vor allem Bettwäsche!) draußen aufzuhängen. Keine gute Idee, denn das Wetter hier oben ist launisch! Kaum ist die Leine voll, beginnen Böen und am Horizont wird es dunkel. Nun gut, Wind hilft ja bekanntlich beim schnellen Trocknen der Wäsche, aber die Stärke desselben nimmt schnell zu. Ehe wir uns versehen, halten wir unterstützend die Leinen und die Bettwäsche knattert und entwickelt ziemlich viel Bewegungsenergie. Das erinnert ja nun mehr ans Segeln bei drohendem Gewitter und nach wenigen Minuten entschließen wir uns, nicht nur zu reffen, sondern wirklich zu bergen. Mit Mühe gelingt das auch, nun aber ist das Auto voll mit einigen trockenen, einigen halbtrockenen und einem größeren Rest sehr feuchter Wäsche. Brainstorming – wat nu? Trockenes kann weggeräumt werden, das ist klar. Halbtrockenes kommt auf eine Leine im Fahrerhaus und auf eine weitere in der Nasszelle. Mit dem Rest gehe ich nach vorne und bitte um Hilfe, denn wir vermuten, dass der Trockner es besser kann, als er uns bisher gezeigt hat. Die Beschriftung ist nur in Finnisch und Kathrin hat sich vorhin so durchs Programm geraten. Wenige Minuten später kommt der angeblich ach so unfreundliche Mann zu uns ins Waschhaus und wenige Minuten später macht der Trockner seine Arbeit um einiges effektiver als vorher bei uns.

Die Nacht mit voller Sternenpracht bei wenig Lichtverschmutzung ist phänomenal, leider sagt die App des finnischen SAT-Dienstes ziemlich deutlich, dass in den nächsten Tagen mit nur wenig Sonnenaktivität zu rechnen ist. Schade, denn wenige Tage nach Neumond ist es logischerweise extra dunkel und somit ideal für die Beobachtung von Polarlichtern. Der Himmel ist strahlend blau, also machen wir uns mit den Rädern auf den Weg zum Museum nach Inari. Man könnte die 3 km auch laufen, der Weg ist aber langweilig und die Fahrradstraßen (ja: Straßen!) links und (!) rechts der E 75 sind super. Leider wird das Museum gerade aufwändig renoviert und deshalb ist nur der Außenbereich zugänglich. Trotzdem ist das, was zu sehen ist, sehr interessant und wir fahren zufrieden nach 1 ½ Stunden wieder zurück. Inzwischen haben wir auf beiden Seiten deutsche Nachbarn bekommen, also wird seit langem mal wieder geklönt.

Am nächsten Morgen füllen wir den Frischwassertank und im Ort den Dieseltank, dann geht es auf der 955 wieder in Richtung Süden, genauer Südwesten. Bereits nach 35 km verlassen wir die Straße und fahren 11 km zum Lemmenjoki Nationalpark. Es ist Sonntag, das Wetter ist (noch) gut und ideal zum Wandern, entsprechend knallvoll ist der Parkplatz am Beginn der Wanderrouten. Ein finnisches Paar ist so nett und hilft uns beim Einparken neben dem Eingang, was anderes gibt es im Moment nicht mehr. Für 1 ½ Stunden sind wir danach auf dem „Nature Trail“ unterwegs, einem Rundweg, an dem auf Tafeln über die Geologie, Biologie und die Kultur der Samen informiert wird. Sehr empfehlenswert! Danach machen wir uns auf die Suche nach einem bei Park-4-Night eingetragenen Stellplatz, der nur kurz in zwei Sätzen beschrieben wurde. Der einzige Kommentar bisher besagt lediglich, dass der Schreiber den Platz nicht gefunden hätte. Also los, denn es sind nur wenige Kilometer bis da, das Foto sieht toll aus und der Platz soll sehr schön gelegen sein. Wir finden auch schnell die Zufahrt, schließlich gibt es ja GPS, und endlich kann Exe einmal wieder zeigen, weshalb sie so heißt: Runter von der Straße geht es nämlich ziemlich steil und der Waldweg verlangt nach viel Bodenfreiheit. Nachdem das aber geschafft ist, steht man wirklich allein an einem Platz über dem Fluss, die Aussicht ist traumhaft und es ist schon fast unanständig still. Hat sich gelohnt!

In der Nacht beginnt es zu regnen und der Wetterbericht sagt, dass es bei 90%-iger Wahrscheinlichkeit auch erst einen Tag später wieder aufhören wird. Da auf dem Weg zur Straße eine nicht zu unterschätzende Steigung zu bewältigen ist und wir nicht so genau wissen, was der Regen mit dem Weg macht, begeben wir uns nach dem Frühstück zügig und mit aktiviertem Allrad sowie Untersetzung auf den Rückweg. Die Steigung nimmt Exe souverän, die Rückkehr zur Straße jedoch schafft sie nur mit einem ordentlichen Hopser, denn es geht zuerst runter in einen Graben und dann wieder steil rauf auf den Fahrdamm. Dazwischen hat sich eine tiefere Kuhle gebildet, daher der kleine Freudensprung. Es bleibt aber alles an seinem Platz und so geht es zurück zur 955 und rund 40 km weiter zur nächsten Schotterpiste. Die Landschaft verändert sich auf den paar Kilometern grundlegend – das ist hier eher Taiga, also große Hochmoor- und Heideflächen, viel offene Landschaft und wenig Wald. Hier, in der Nähe von Repojoki, finden wir unseren heutigen Stellplatz, sozusagen mitten im Hochmoor. Das Regenwetter bleibt uns den ganzen Tag erhalten, also machen wir uns an die „Arbeiten“, die auf einer längeren Tour auch immer wieder fällig sind: Brot backen, Fotos sortieren, am Blog schreiben…

Da das Internet hier tatsächlich einmal richtig schlecht ist, kommen wir allerdings nicht an unsere Homepage, also gibt es als Vorbereitung für die Fotoauswahl heute Abend eine kleine Diashow. Außerdem wird uns hier noch etwas geboten: Örtliche Fischer holen ihren Fang ab, den sie irgendwo da draußen in einer großen Reuse o.ä. zwischengelagert hatten: Von einem großen LKW wird ein Container in ein Boot geladen. Damit fahren die Fischer raus zur Reuse, laden ein und nach dem Rückweg wird der volle Container per Kran umgeladen.

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Erst gegen Morgen des nächsten Tages hört der Regen langsam auf – 36 Stunden nonstop, was für ein Tiefdrucksystem! Auf dem Rückweg zur 955 müssen wir ständig „furten“, Exe sieht entsprechend aus, denn das Wasser ist schön moorig.

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Hinter Pokka beginnt wieder Schotter, aber was für einer! Da die Straße gut befahren ist, gibt es Schlaglöcher ohne Ende und quer über die gesamte Straßenbreite. Mehr als 20 km/h sind nicht drin und das soll nun 50 km so weiter gehen? Nach vier Kilometer Schüttelei ergibt sich eine Alternative: Die 9552 ist zwar erheblich kleiner, aber wir hoffen deshalb auch auf weniger Verkehr und deshalb weniger Schäden und wir hoffen richtig. Hier kann man wieder 60 km/h fahren und kürzer ist dieser Abschnitt auch noch. Einziger Nachteil: Wir verpassen eine Rentierscheide bei Sirkka, das macht aber nichts, denn wir haben das schon in zwei Nationalparks unterwegs gesehen. Exe ist nun komplett bis zu den Türgriffen und darüber hinaus eingesaut. In Gesprächen geben wir oft damit an, dass die hohe Montage der Fahrräder an der Rückwand dafür sorgt, dass sie sauber bleiben – ähh, meistens ja, heute nicht! Über die 60 geht es nach Kittilä, 15 km danach biegen wir von der 79 ab und stehen einige Minuten später wieder einmal an einem schönen Badeplatz. Bei Tageshöchsttemperaturen von 5°C und Tiefsttemperaturen um 0°C gibt es heute anstelle von Kaffee einen großen, heißen Grog zum Durchwärmen. Tut gut! Welchen Tag haben wir heute? Ach ja, den 14. September, ist klar!

Nach einer heißen Dusche und der nach 2 ½ Wochen dringend nötigen Erneuerung der Klofüllung – wir haben bei dem Erfahrungsbericht zu unserer TTT ja schon erwähnt, dass das oft beworbene Reinigungsintervall von vier Wochen und länger bei uns jedenfalls pures Wunschdenken ist! – geht es nun weiter nach Rovaniemi. Wow, eine richtige „Großstadt“, wenn man aus dem einsamen Norden kommt. Zuerst besuchen wir für mehr als zwei Stunden das äußerst sehenswerte „Arktikum“. Hier wird alles gezeigt und beschrieben, was in der Arktis zu finden oder von Bedeutung ist. Es gibt u.a. einen runden und abgedunkelten Raum, an dessen Decke Polarlichter projiziert werden. Man legt sich gemütlich darunter auf den Rücken und kann so genießen, was wir leider (bisher?) nicht sehen konnten.

Anschließend wollen wir einkaufen und einen „Alko“-Laden aufsuchen, denn der Wein ist alle und so wollen wir in diesen „Juwelierladen“ um uns eine der hochpreisigen „Preziosen“ zu gönnen. Staunen:  Google lotst uns zu einem großen und modernen Einkaufszentrum, leider nur mit Parkhaus und 2,60 m Durchfahrtshöhe, und einem Alko-Shop daneben in einer Fußgängerzone. Echt Stadt! So wird das nichts, also lotst uns Kathrin zu einem Supermarkt in einem Vorort, dort gibt es auch gleich einen weiteren Alko-Laden. Danach werfen wir uns für 5 km auf die E 75 und fahren zum Weihnachtsdorf am Polarkreis. Nicht, dass wir dafür besonders viel übrig hätten, aber Kathrin sucht nach lustigen und/oder originellen Fotomotiven für unsere nächste Weihnachtspost – lasst euch also überraschen, wenn ihr zum Empfängerkreis gehört! Übrigens ist hier absolute Ruhe – Riesenparkplätze, man kann sich gut vorstellen, was hier zu anderen Zeiten los sein muss, aber nun: Tote Hose, nur fünf oder sechs PKW. Okay, für heute Programm beendet, also geht es auf der 78 rund 50 km weiter nach Portimo, wieder zu einem Badeplatz mit „Luentotorino“, also einem Turm zur Vogel- und Naturbeobachtung.

Am nächsten Morgen machen wir eine unfreiwillige Stadtrundfahrt durch Ranua, denn wir suchen eine Recyclingmüll- Station und die sind zwar oft, aber eben nicht immer, gut zu finden. Da Kathrin heute Geburtstag hat, wollen wir nicht weit fahren, benötigen aber doch etwas länger, denn ausgerechnet jetzt nehmen die Verbotsschilder an möglichen Stellplätzen wieder zu. Hierzu ein paar Worte: Finnen mögen keine Symbole. In anderen Ländern findet man Piktogramme mit durchgestrichenen Zelten, Wohnwagen oder Mobilen. Nicht so in Finnland. Hier stehen ellenlange Texte und leider ist das eine Ugurensprache, enger verwandt mit dem Ungarischen als mit unseren sonstigen, westeuropäischen Sprachen und ohne einige Semester Volkshochschule verstehen Menschen mit geringerer Fremdsprachenaffinität leider wenig. Die ausführlichen Texte kann man auch nicht schnell in einen Übersetzer tippen und die Rechtschreibung? Wörter mit 5-mal ä und 3-mal k in einem zweisilbigen Wort? Kein Problem! Einziger möglicher Hinweis auf irgendein Verbot: Schwarze Schrift auf gelbem oder gelbe Schrift auf schwarzem Grund. Ein Tipp für künftige Finnlandfahrer: „Telttailu kielletty“ heißt „Camping verboten“. Ernst nehmen sollte man solche Schilder schon, denn Finnen sind dafür bekannt, Verbote wirklich durchzusetzen, gerne auch mit hohen Bußgeldern. Also kommen wir doch etwas später an, und zwar auf dem Parkplatz neben dem mit 24 m (!) höchstem Wasserfall Finnlands.

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Dafür gibt es neben dem Wasserfall auch noch einen 2 km langen und interessanten geologischen Exkursionsweg, den wir natürlich noch unter die Füße nehmen. Abends gibt es die letzte Flasche Riesling vom Weingut unserer Freunde und dazu Schweinefilet, gespickt mit Emmentaler, in einer Joghurt-Sahnesauce und begleitet von frischen, grünen Tagliatelle.

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Heute ist Sonntag und während wir frühstücken, füllt – nein überfüllt! – sich der Parkplatz schnell. Kommentar meiner Frau: „ Am Wochenende geht der Finne wandern!“ Also machen wir den dringend benötigten Platz frei und fahren immer auf der 800 weiter bis Säräisniemi und dort auf den 24h- Parkplatz an der Marina. Außer einigen Hobbyanglern, Bootsbesitzern und den üblichen „Ist das Wasser noch da?“ Guckern ist es hier absolut ruhig und unaufgeregt. Im Sommer sieht das hier sicher ganz anders aus. Hier gibt es Mülltrennung und sogar beheizte Klos, der Service stimmt. Am nächsten Tag geht es immer nach Westen über Kestilä, Piippola und Haapaversi nach Ylivieska. Hinter Kannus geht es dann auf kleinen Straßen bis Lohtaja und der kleinen Insel Ohtakari. Wir sind heute fast nur durch topfebenes, landwirtschaftlich genutztes Gebiet gefahren – vor allem Kartoffelanbau. Nun stehen wir auf einem kleinen Stell- und Campingplatz. Zahlen soll man im kleinen Café an der Marina. Dort soll es dann auch den Schlüssel für die Duschen geben und natürlich ist das ganze Jahr über geöffnet. Klar, nur im Moment nicht, jedenfalls steht bei Google „Vorübergehend geschlossen“. Kein Drama, haben wir ja alles selbst, hätte aber gut gepasst. Auch hier gibt es einen „Nature Trail“, den wir gerne ablaufen, und ein kleines, leider geschlossenes Heimatmuseum.

In Kokkola bekommen wir „Heimweh“ und suchen zum ersten Mal einen Lidl auf. Danach fahren wir auf kleinen und kleinsten Straßen durch die Schärenlandschaft und machen wieder einmal an einem Badeplatz, dieses Mal der von Finnäs, Station. Auch am nächsten Tag geht es über Jakobstad und Nykorleby nach Kaitsor und von dort aus von Schäre zu Schäre bis zum nördlichen Ende von Västero und wo landen wir schließlich? Richtig – an einem Badeplatz, dieses Mal dem von Österö.

Merkt ihr was? Klingt irgendwie schwedisch? Joo, denn hier an der Küste leben eine Menge Schweden, manchmal sogar mehr als 60 % und entsprechend ist mindestens zweisprachig, manchmal auch nur schwedisch beschriftet. Das hilft uns sprachlich Minderbegabten schon enorm, denn wer Plattdeutsch kennt, hat auch mit Schwedisch nicht zu viele Probleme. Ich mache die Räder klar und wir begeben uns auf eine Erkundungstour der Halbinsel. Das ist gar nicht so leicht, denn die Straßen sind verzweigt wie ein Baum, also von einem „Stamm“, der Hauptstraße, führen Stichstraßen in alle Richtungen ans Wasser und enden dort. Außerdem ist der grobe Schotterbelag der meisten Wege nichts für unsere Tourenräder. Entsprechend „holprig“ verläuft unsere Fahrt und ans Wasser kommt man auch nicht, denn alle Wege enden an Privatgrundstücken oder sind selbst Privatweg. Nach 1 ½ Stunden und 20 Kilometern sind wir wieder zurück – okay, wir haben uns bewegt und die Umgebung kennengelernt. Wir brauchen schon wieder einen Grog, sind dafür aber auch schnell wieder durchgewärmt.

Am nächsten Morgen ist gut Wind aufgekommen, auch einen ersten Schauer hat es bereits gegeben. Beim Dorfkrämer, der auch gleichzeitig Apotheke und Tankstelle ist, gibt es eine Recyclingstation. Dort lassen wir unseren Müll, dann geht es über Vaasa zur 7251/7254, die uns in die Inselwelt (Replotlandet) und Schärenlandschaft führt. Dieser Straße folgen wir über zahlreiche Brücken bis zu ihrem Endpunkt in Svedjehamn. Hier befinden wir uns im Kvarkengebiet, der engsten Stelle zwischen Finnland und Schweden, die einmal fast so etwas wie eine Landbrücke gewesen sein muss. Hier gibt es einen Großparkplatz mit 24h-Erlaubnis für Wohnmobile (10 € am Parkautomat). Im Sommer muss hier also schon was los sein, nur warum? Jetzt sind wir fast alleine, es regnet ordentlich, der Wind pfeift Exe ordentlich um die Rückspiegel…außer uns nur eine kleine Reisegruppe, die mit einem Sprinterbus hierher gekarrt wurde. Auf dem Großparkplatz steht ein PKW mit Pferdehänger und aus diesem werden Alpakas ausgeladen. Jeder der Touris bekommt ein eigenes Lama und dann geht es auf zur Wanderung im strömenden Regen, gekleidet in durchsichtige Plastik-Einmal-Regenmäntel, die wunderbar im Starkwind flattern, zur Sammlung neuer Erfahrungen und zur Persönlichkeitserweiterung – welcher auch immer. Die Alpakas sehen jedenfalls so aus, als würden sie grinsen – denen macht ein solches Klima nun überhaupt nichts aus. Wir fahren jedenfalls nach Vaasa zurück, kaufen gründlich ein und besuchen für die Nacht den Badeplatz von Grönvik. Der ist schön, hat extrem saubere Trockenklos und ist auch sonst sehr gepflegt (sogar ein Kinderspielplatz ist dabei). Er liegt zwar in Straßennähe, aber der nicht zu starke Verkehr, der aufs Dach prasselnde Regen und der pfeifende Wind sorgen trotzdem dafür, dass wir eine schöne und ruhige Nacht haben.

Am nächsten Tag lässt der Regen nach, der Wind ist bereits eingeschlafen und so fahren wir zuerst nach Alt Vaasa, das liegt ein paar Kilometer von der neuen Stadt entfernt. Grund: Vaasa ist vor knapp 200 Jahren komplett abgebrannt und da sich das Land sowieso gehoben hatte und dabei den Hafen trockengelegt hat, ist man besser gleich komplett umgezogen. Entsprechend wenig ist übrig geblieben – logischerweise eigentlich nur das, was aus Stein war, also einzelne Fundamente und die aus Stein gebaute Kirche samt Glockenturm, allerdings auch die nur als Ruine.

Entsprechend zügig ist man mit der Besichtigung durch und nun geht es weiter nach Süden, immer am Wasser entlang über Mope und Närpes (Zentrum des finnischen Gemüseanbaus, viele Gewächshäuser – Kathrin fotografiert einige davon mit orangener oder pinkfarbener „Discobeleuchtung“)

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nach Kristinestad, einem echten Kleinod, Überraschung pur: Eine komplette Stadt mit fast vollständig erhaltener Holzhausbebauung, mit Holzkirche und Holzbockwindmühle – ein lebendiges Freilichtmuseum!