Kroatien

Ja, ich weiß – Kroatien ist nichts Besonderes, da war ja schon fast jeder… Geht uns auch so, aber einerseits müssen wir nun einmal hier durch, andererseits haben wir nostalgische Erinnerungen, die wir trotz der bisherigen, auch negativen Erfahrungen auffrischen möchten: Vor 41 Jahren sind wir das erste, vor 17 Jahren das letzte Mal die Küstenstraße gefahren. Beide Male waren wir begeistert, allerdings nur von der Landschaft, absolut nicht vom Rest, deshalb in diesem Jahr ein neuer Besuch mit der Chance einer Aufwertung der alten Eindrücke. Wir fahren auf der A2 über Ljubljana auf die A1 und über Logatec auf die 6, der wir über Pivka zur Grenze nach Rupa folgen. Auf kroatischer Seite (auf der Gegenfahrbahn gewaltige Staus gen Norden!) geht es auf der A7 nach Rijeka und weiter bis zum Autobahnende. Hier treffen wir auf die 8, der wir für lange, lange Zeit von nun an treu bleiben werden.

Unser erster Halt ist der Campingplatz (freies Stehen ist in ganz Kroatien verboten, darauf wird sogar schon, wie später auch in Montenegro, an der Grenze hingewiesen!) im Süden von Selce. Bis hierhin galt fast die gesamte Zeit über eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h – schon ein wenig nervig, weshalb wir uns immer wieder sagen, dass wir alle Zeit der Welt haben. Irgendwann sickert das wohl auch in unsere Gehirne ein! Die hochsommerlichen Temperaturen von 32°C bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit machen uns ein wenig zu schaffen, obwohl wir einen schönen Schattenplatz ergattern konnten, und so begeben wir uns schnell über die Strandpromenade in den Ort, ziehen genügend Kuna für die kleinen Dinge des Alltags (alles andere geht fast überall mit Karte), so z.B. ein Bier an einer der vielen Strandbars. Hier tobt der Strandtourismus – und zwar der ausländische wie der einheimische! Alles, was man sich so unter „Badeurlaub“ vorstellt, findet hier statt! Auf dem Rückweg zu unserem mobilen Zuhause finden wir ein Restaurant, das eine Spezialität anbietet, der wir nicht widerstehen können, denn dort dreht sich ein Spanferkel über echtem Holzkohlefeuer! Für die Nacht packen wir dann die Laken aus, von nun an ist es unter Daune wirklich zu heiß!

Nach einem Ruhetag mit Regenschauern und einem heftigen Gewitter setzt Bora (oder wie man hier sagt: „Bura“) ein. Wer es nicht kennt: Ein äußerst heftiger Fallwind aus den Bergen, daher relativ kalt, und mit Windgeschwindigkeiten bis weit über 100 km/h – angeblich eher typisch für den Winter. Also trösten wir uns damit, etwas ganz Besonderes zu erleben! Ein Vorteil dieses Windes ist aber vor allem, dass er die Luft sauber pustet – wir begeben uns auf die Küstenstraße und sind überwältigt: Sie ist immer noch atemberaubend schön! Tiefblaues bis helltürkises Wasser, die hellgrauen bis knallig beige (doch, das gibt es wirklich!) farbenen Berge dahinter, der tiefblaue Himmel… So zieht sich die Straße an den Hängen entlang von Bucht zu Bucht. Tempo kann und muss man hier vergessen, auch wenn die Straße im Gegensatz zu früher sehr gut ausgebaut und der Verkehr durch die im Inland liegende Autobahn inzwischen sehr ruhig ist. Es gibt kaum noch LKW und mit Ausnahme des Fahrstils einiger verrückter Kroaten ist alles hier sehr tiefenentspannt. Einziges Manko bei Bura: Lenkrad festhalten – besonders in den Buchten! So zuckeln wir weiter über Senj und Storigrad nach Karlobac, einem sehr netten und idyllischen Städtchen. Halten tun wir in Navis beim gleichnamigen Autocamp. Ein neues Camp, von jungen und supernetten Leuten sehr engagiert betrieben, mit einer Menge Stellplätze direkt am Strand, teilweise sogar mit Schatten. Einen solchen Platz ergattern wir. Nettes Accessoire ist, dass das Camp auch noch mitten im Nationalpark Paklenica liegt.

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„Bura“ in Navis

Am nächsten Tag hat sich die Bura ausgetobt Wir legen einen Bade- und Internettag ein – ja, so ein Blog macht auch Arbeit! – und lassen es uns abends bei Cevapcici mit Zwiebeln und Ajvar sowie extrem leckeren Pommes und unserem letzten Einbecker gut gehen. Das wirklich gute Essen ist auch mit viel Gewalt nicht zu schaffen (der Rest ergibt noch einen großzügigen Mittagsimbiss) und kostet uns gerade einmal 10 €, soviel zur angeblichen Preisexplosion in Kroatien! Weiter geht es nach Süden, es wird wärmer und wärmer. Nächster Halt ist in Primosten – auch wieder so ein Nostalgieort, den wir vor langer Zeit besucht haben. Hier werden wir positiv überrascht: Vieles ist liebevoll restauriert, das Städtchen macht Lust auf bummeln, gucken, schauen, einen Kaffee trinken… und natürlich auch darauf, lecker zu essen.

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Eine erste, negative Erfahrung machen wir allerdings auch: Da wir neun Monate unterwegs sein werden, müssen wir, vor allem zu Anfang, öfter ins Internet, um Rechnungen zu zahlen oder Korrespondenz zu machen. Hierfür benötigt man ein stabiles Internet und das wird auf dem Weg in den Süden zunehmend schwieriger. Primosten bringt mich hier doch ein wenig ins Schwitzen. Drei- bis viermal werde ich kurz vor dem Abschluss „geschäftlicher Transaktionen“ aus dem Internet geworfen und als ich endlich drei Überweisungen getätigt und vier Dokumente runter geladen habe, sind fast zwei Stunden vergangen, ich habe dreimal die Position gewechselt und bin durchgeschwitzt. Ok, das wird mich also in Zukunft öfter fordern!

Weiter geht es nach Trogir, nur ungefähr 40 km weiter südlich. Das Navi ist etwas verstört, denn die neue Umgehung zum Campingplatz auf einer vorgelagerten Halbinsel hat es noch nicht „verinnerlicht“, aber schließlich finden wir alles ziemlich problemlos.

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Camping Trogir

Von hier aus kann man sehr bequem mit einem kleinen Fährboot direkt in die Altstadt von Trogir fahren (siehe Titelbild zu diesem Blogbeitrag). Wir finden sogar den tollen Wochenmarkt von damals, allerdings: Was hat er sich verändert! Stände mit billigem Souvenirkram zuhauf, lediglich vier oder fünf Stände sind noch da und verkaufen das, was wir suchen.

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Neben Obst und Gemüse ist das vor allem geräuchertes Schweinefilet – eine Spezialität hier aus der Gegend und so lecker, dass wir uns das über die langen Jahre gemerkt haben. Am nächsten Tag machen wir eine Wanderung quer über die kleine Halbinsel hinter dem Campingplatz. Abends erleben wir dann Mülltrennung auf Kroatisch: Der Inhalt des Recyclingeimers wird in den Restmüllbehälter gekippt und der dann entleert – sonst hätte man ja zweimal laufen müssen!

Auf dem nächsten Abschnitt legt die Küstenstraße nochmal einen drauf: Das ist wirklich Konkurrenz zur berühmten 1 in Kalifornien, nur dass es um einige Grad heißer ist als am kühleren Pazifik!

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Über die Makarska-Riviera erreichen wir schließlich die kurze Durchfahrt durch Bosnien-Herzegowina. Während bisher hauptsächlich auf der Gegenseite Rückreiseverkehr herrschte, erwischt es nun uns: Für die 10 km mit den zwei Grenzübergängen benötigen wir eine Stunde! Danach läuft wieder alles glatt. Dubrovnik lassen wir dieses Mal aus, da waren wir schon dreimal und so machen wir einen letzten Stopp in Kroatien in Mlini, kurz vor der Grenze nach Montenegro. Der Spaziergang hinab in den Ort ist bei den Temperaturen hier im Süden schon ein wenig anstrengend: Über 200 Stufen geht es hinab in die Bucht und vor allem hinterher auch wieder rauf!

Am 2. September geht es über die Grenze nach Montenegro – nach 45 Minuten sind wir durch. Mit der Fähre kürzen wir die Strecke durch die Bucht von Kotor ab, hier fahren sechs Fähren gleichzeitig, das ist schon eine logistische Meisterleistung!

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Blick von der Fähre auf Kotor

Weiter geht es über Budvar, Pedrovac und Bar nach Ulzinj. Bis hierhin ist die Straße gut ausgebaut, nun aber, bis zur albanischen Grenze, müssen wir unser Tempo doch deutlich zügeln.

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Um 14.30 Uhr sind wir an der Grenze und nach 30 Minuten Wartezeit, in der kurze Zeit Chaos herrscht, weil ein medizinischer Notfall durchgeschleust werden muss, werden wir ohne Kontrolle durchgewunken und sind nun in Albanien!