Reisevorbereitungen

Unsere Erfahrung ist, dass dieses Kapitel bei den meisten Berichten vernachlässigt wird – häufig mit dem Argument, dass die Vorbereitungen viel zu individuell sind. Stimmt ja irgendwie auch, denn jeder hat andere Reiseziele, ein anderes Reisefahrzeug, Zuhause und überhaupt. Trotzdem ist uns bei gemeinsamen Gesprächen immer wieder aufgefallen, dass, wenn andere Fernreisende von ihren Vorbereitungen erzählen, auch wir davon profitiert haben. Es hat uns an wichtige Sachen erinnert oder überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass wir dabei waren, etwas Wesentliches nicht zu beachten. Deshalb hier ein kleiner Ausschnitt dessen, was wir in den letzten Monaten in Angriff genommen oder bereits erledigt haben. Schilderungen übers Auto lassen wir weitgehend aus, dass kann man im ersten Teil des Blogs („Unsere Exe“) nachlesen.

Arztbesuche

In unserem Alter hat man so das eine oder andere Wehwehchen, also besser vorher und rechtzeitig (Termine!) zum Onkel Doktor. Der hat uns durchgecheckt – inklusive Belastungs-EKG bei 33°C Raumtemperatur, wir haben hier im Norden gerade einen Spitzensommer! Ihm haben wir auch gleich erzählt, was wir vorhaben und so auch besprechen können, welche Impfungen und Medikamente für die Länder unserer Reise nötig sind. An Impfungen sind dies für uns die üblichen Verdächtigen wie Tetanus, Typhus, Diphterie oder Scharlach, aber auch Polio, Hepatitis A und FSME (Zeckenbisse!). Sinnvoll wäre noch wegen der vielen verwilderten Hunde Tollwut, das dürfen aber nur wenige Unikliniken oder das Tropenkrankenhaus in Hamburg impfen, das lassen wir auch aus Zeitgründen aus und müssen uns eben vorsehen (Pfefferspray!).

Ich benötige wegen einer chronischen Erkrankung regelmäßig Medikamente – die Vorratsmenge für acht Monate ist erstaunlich gewaltig. Damit der Zoll keinen Ärger macht, weil die Leute denken, wir wollen mit Medikamenten handeln, gibt es entsprechende Briefe auf Englisch vom Arzt und eine vom Arzt per Stempel beglaubigte Medikamentenliste, die man über den ADAC (adac.de/attest) beziehen kann. Zu den Reisemedikamenten gehören neben den üblichen Hausmittelchen wie Aspirin (für den Morgen danach!?) etwas wirklich wirksames gegen Durchfall, Magenbeschwerden, Schmerzmittel (auch heftige für den Fall, dass man mit schwereren Verletzungen ein bis zwei Tage auf Holperpiste zur nächsten Siedlung unterwegs ist!), Allergiemittel (z.B. Adrenalin Pens gegen Wespen oder Cortison), Brandverletzungen (Water Jel), Antibiotika, eine flexible Schiene (Brüche, Verstauchungen oder Prellungen kommen öfter vor als man denkt!) und ein wirksames Beruhigungsmittel (gegen Panikattacken nach Verletzungen oder Unfällen). Mein persönlicher Medikamentenvorrat wird in „Dreimonatspacks“ aufgeteilt, die Beipackzettel abgeheftet und die Packs zum Schutz vakuumiert.

Das Haus

Nicht so ganz günstig für Fernreisen ist, dass wir ein Haus besitzen. Nun haben wir nicht vor, es deswegen zu verkaufen, jedoch gibt es hier mehr zu beachten als bei einer Wohnung. Man benötigt z.B. vertrauenswürdige Menschen, die mindestens einmal pro Woche außer- und innerhalb des Hauses nach dem Rechten sehen, Wurfpost und Werbung entfernen und kontrollieren, ob die Heizung noch läuft. Für die nächsten Fernreisen haben wir hier zur Erleichterung unserer Freunde, die diesen Job dankenswerterweise übernehmen, vor, ein Smart System einzubauen, so dass ein Teil der Überwachung bequem von ihrem Zuhause und unserem Mobil aus möglich ist. Zu einem Haus gehört natürlich auch ein Garten. Hier haben wir bereits im Frühjahr begonnen, den „deutschen Rasen“ zu einer Blumenwiese, die nur noch einmal jährlich gemäht werden muss, umzugestalten. Durch den Rekordsommer mit großer Trockenheit ist noch nicht klar, wie sich unsere Blumenwiese weiter entwickeln wird, aber zum nächsten Frühjahr sind wir ja wieder zurück. Alle Sträucher und Bäume bekommen bereits im August, also kurz vor der Abreise, einen Kurzschnitt. Die Böden der Beete erhalten eine dicke Mulchschicht. Ansonsten gilt: Was nicht überlebt, hat sich „ausgemendelt“!

Selbstverständlich werden nötige Wartungen vorgezogen. Dazu gehört bei uns, weil wir auf dem platten Land leben, neben der Heizung auch unsere biologische Kläranlage. Das Dach wird gründlich gecheckt, genau wie alle Abflüsse und Regenrinnen. Die Heizung wird auf 14° C justiert, das Wasser abgestellt, alle Hähne geöffnet und die Leitungen geleert. Die Post wird auf E-Postscan umgestellt, also wird unsere gesamte Post eingescannt und per Email überstellt. Die Originale werden gesammelt und einmal monatlich an unsere Freunde geschickt. Praktisch, wenn es denn funktioniert, was wir natürlich hoffen – in den USA gibt es das schon länger als Service für die „Snowbirds“, die im Winter nach Mexico und im Sommer nach Canada reisen.

Wir haben noch einen PKW – der wird zum TÜV gefahren (denn der Termin liegt genau in der Mitte unserer Tour!), dann abgemeldet, „eingetütet“ und an ein Erhaltungsladegerät angeschlossen. Laut Tipp der Werkstatt ist das Abklemmen der Batterie bei neueren Autos wegen eventuell auftretender Spannungsspitzen, die das Steuergerät zerstören können, nicht mehr zu empfehlen. Werkstätten seien gegen so etwas versichert. Für die Lagerung verpassen wir ihm noch seine alten, abgefahrenen Winterreifen, denn bei 9 Monaten ist ein Standplatter nicht zu umgehen. Alternative: Aufbocken!

Das “Design“ des Hauses während der Abwesenheit sollte unserer Meinung nach sogar zeigen, dass hier wirklich für längere Zeit keiner wohnt, dass es sich also gar nicht lohnt einzubrechen, da alles Wertvolle eben gerade nicht da ist. Der häufigste Grund für Einbrüche bei uns in Europa ist die Beschaffungskriminalität, es geht also um Wertgegenstände, die schnell einzupacken sind und nicht viel Platz wegnehmen. Man könnte also, wie in manchen alten Filmen zu sehen, zusätzlich noch die Sitzmöbel mit alten Laken (als Lichtschutz) abdecken, um zu zeigen, dass hier wegen langer Abwesenheit nichts zu holen ist. Mülleimer komplett wegstellen, alle Jalousien nach unten, Hinweis auf lange Abwesenheit auf den Briefkasten….

Reisegepäck

Das ist einfacher, als man denkt, denn z.B. Klamotten für acht Monate…das kann man sowieso vergessen. Also kommt eigentlich nicht mehr mit, als wir sonst  für zwei Wochen benötigen. Hinzu kommt lediglich noch Kleidung für die Wintermonate – Winterjacke, Pullover und eine dicke Trekkinghose werden im Vakuumbeutel auf handliche Größe geschrumpft. Fürs bequeme Waschen unterwegs ist eine einfache Kühlbox an Bord. Hier kann man wasserdicht verpacken oder aber warmes Wasser mit Waschpulver einfüllen, dreckige Wäsche dazu und einen Tag fahren – fertig! Musik ist auf dem Stick, Smartphones, Tablet und Laptop ziehen einfach um, die Gigabytes wurden als Option für die Dauer der Reise erhöht, denn Bloggen, Online-Banking und Internet insgesamt ist schon wichtig. Unser zweites Smartphone dient in den außereuropäischen Ländern mit einer dort dazu gekauften Prepaidkarte als Hotspot für das Internet. Miteinander kommunizieren tun alle Geräte über WLAN/Bluetooth.

Lebensmittel werden unterwegs gekauft (schließlich wollen wir ja etwas Neues erleben!), das Gleiche gilt für Hygieneartikel – ein leistungsfähiger Wasserfilter ist allerdings an Bord, ebenso eine Tauchpumpe samt Schlauch, um damit Wasser aus einer Quelle oder einem Eimer gefiltert in den Tank zu bekommen, der durch „Silbernetzkugeln“ keimfrei gehalten wird. Da wir gerne „gesprudeltes“ Wasser trinken, ist ein „Soda Stream“ inklusive vier CO2 – Patronen dabei. Wir backen unser Brot selbst, also ist ein erster Satz Vollkornmehl, Sauerteig und Hefe in der staub-, wasser- und vor allem mäusedichten Zargesbox verstaut.

Wir können 160 l Wasser bunkern, für Abwasser stehen 100 l zur Verfügung. Im Gegensatz zum momentanen „Hype“ um Trockentoiletten behalten wir unsere Cassettentoilette inkl. einem Reservetank. Das gibt uns mindestens gut eine Woche Zeit bis zur nötigen Entsorgung. Grund: Trockentoiletten haben einen getrennten Tank für Flüssigkeiten, der maximal 8 l fasst. Das Argument, dass man den ja notfalls „total umweltfreundlich“ in die Natur kippen kann, zählt nicht wirklich, denn 8 l konzentrierten (!) Urin verträgt nicht jede Pflanze. Man denke nur an die städtischen „Hundebäume“, die arge Schwierigkeiten haben, diese Säurebomben zu verkraften. Aber die Chance, einmal in der Woche ein Klo zu finden, ist doch relativ hoch – noch sind wir schließlich nicht in der Gobi! Und an die in der Fremde durch ungewohnte Nahrung durchaus vorkommenden Durchfallepisoden beider (!) Reisemobilinsassen möchte ich bei einer Trockentoilette gar nicht denken.

An Werkzeug  hat nun wirklich jeder nach Fahrzeug und persönlichem Können seine eigenen Ansprüche. Hier nur als Tipp: Möglichst viele „Bits“ und Stecknüsse mitnehmen, das spart Platz und Gewicht, verstellbare Schraubenschlüssel ebenfalls. Ein Multimeter und ein Lötkolben machen sich nicht schlecht. Wir haben auch noch immer eine Nietzange, eine größere Anzahl Kabelbinder, eine Auswahl an Schläuchen, Drähten, elektrischen Kabeln und Spanngurte für Notfälle dabei. Für diese Tour reicht uns ein Reserverad, geht es noch länger in die Wildnis, nehmen wir sonst noch eine zweite Decke (Gewichtsersparnis!) mit. Uniko – Faltrampen mit U-Schienen, die als festes/flexibles Sandblech genau wie als Nivellierkeile dienen können, zwei Wagenheber, ein leistungsfähiger ARB-Einbaukompressoer, ein Reifenreparaturset des gleichen Herstellers sowie natürlich Axt und Säge fahren auch noch mit. Um das Gewicht gering zu halten, habe ich alle Betriebsanleitungen eingescannt. Die sind nun im Tablet jederzeit zur Nachlese bereit.

Papiere

Für diese Tour ist da nicht so viel von Nöten. Wichtig: Alle Dokumente sind ebenfalls auf dem Tablet und einem Notfallstick als Scan dabei. Pässe bräuchten wir nicht unbedingt, haben wir aber eingepackt, genau wie Internationale Führerscheine. Bekannte haben erzählt, dass in Georgien die örtliche Polizei gern versucht, ein nettes Bußgeld bei Abwesenheit selbiger Papiere zu verhängen – obwohl nicht vorgeschrieben! Seit März benötigt man auch für Georgien eine Haftpflicht fürs Auto, kann man für rund 30 € für drei Monate aber bequem online ordern. Wichtig ist ein Safe, um den ganzen Kram einigermaßen sicher zu verstauen.

Landkarten, Reiseführer etc. wurden natürlich rechtzeitig geordert, Navikarten für außereuropäische Länder über „Open Topo Map“ fürs Garmin runtergeladen und installiert. Stellplatztipps gibt es bei verschiedenen Foren und unter „ioverlander“.

Die Nachbarn

Auch wichtig: Alle Nachbarn informieren, besser sogar zu einem kleinen Abschied einladen, so dass alle Personen in der Umgebung wissen, dass das Haus für einige Zeit leer steht. Die üblichen Ratschläge (keinem was erzählen, automatisches Licht, Fernsehattrappe, automatische Jalousien…) kann man bei acht Monaten Abwesenheit sowieso vergessen. Wer so lange nicht merkt, dass die Bude leer steht und keiner rein oder raus geht, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Unsere Nachbarn haben  noch einen kleinen Infozettel bekommen, auf dem Adresse, Telefonnummer und Email unserer Freunde (natürlich nur mit deren Einverständnis!) bekommen, so dass sie diese informieren können, sollte ihnen etwas komisch vorkommen. Unsere Freunde wiederum haben eine Liste mit allen wichtigen Handwerksbetrieben und die wiederum eine Info von uns, so dass im Notfall auch ohne unsere Anwesenheit Reparaturen in Auftrag gegeben werden können.

Bank/Geld

Vorher überprüfen, ob EC – und Kreditkarten für die Länder, durch die man reist, freigeschaltet werden müssen. Einen gewissen Grundbetrag in Euro haben wir bar im Safe für Notfälle dabei, ansonsten ist es eigentlich immer vorteilhafter, die Devisen in den Gastländern per Automat zu besorgen – das funktioniert inzwischen selbst in fast allen Dritte-Welt-Ländern. Versuchen, alle regelmäßigen Zahlungen auf Dauerauftrag oder Lastschrift umzustellen, hat aber, glaube ich, sowieso inzwischen jeder. Ein Reserve-TAN-Generator samt Batterien ist dabei. Alles wichtige (z.B. auch ein Backup der Rechner, Schlüssel, Schmuck…), was nicht mitkommt, gehört in ein Schließfach bei der Bank –  Dokumente, wichtige Verträge etc. ja sowieso!